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Die Lady bittet zum Tanz

Gelingen Danedream und Andrasch Starke ein erfolgreicher Rennbahn-Abschied in Deutschland und die Titelverteidigung im Longines - Großer Preis von Baden? www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 230 vom Donnerstag, 30.08.2012

Die Titelverteidigung im Longines - Großer Preis von Baden (alle Infos beim Klick auf den Renn-Titel) steht am Sonntag beim letzten Deutschland-Auftritt für die Rekordgalopperin Danedream auf der Agenda. Die 4jährige Lomitas-Tochter aus dem Quartier von Peter Schiergen schickt sich mit ihrem ständigen Reiter Andrasch Starke im Sattel an, ihren fünften Treffer auf Gruppe I-Level zu landen und für einen neuerlichen Stutensieg im krönenden Höhepunkt der „Großen Woche“ auf der Rennbahn Iffezheim zu sorgen. Bevor wir uns mit ihren Gegnern in Baden-Baden beschäftigen, blicken wir zunächst auf die lange Geschichte des Großen Preises von Baden zurück und beleuchten die Rolle der Stuten in diesem Highlight des deutschen Turf-Kalenders.

Von La Maladetta bis Danedream - Auf den Spuren der Stutensiege im Großen Preis von Baden

Anfangs sah es bei dem 1858 von Edouard Benazét ins Leben gerufenen Rennen fast so aus, als handele es sich um eine Stutenprüfung. Nicht nur bei der Premierenaustragung gewann mit der 3jährigen La Maladetta eine französische Stute, auch in den folgenden fünf Jahren siegten mit Geologie, Capucine, Mon Etoile, Stradella und La Toucques jeweils aus Frankreich anreisende Vertreterinnen des vermeintlich schwachen Pferdegeschlechts. Der erste Hengst, der sich in die Annalen als Sieger eintragen konnte, ist erst 1864 in Gestalt des 3jährigen Franzosen Vermouth in der Siegerliste zu finden. In den folgenden Jahren bis zur kurzfristigen Pause durch den deutsch-französischen Krieg 1870/71 wechselten sich Stuten und Hengste munter ab, so dass es durch Etolie Filante in 1866 und Cerdagne in 1869 immerhin zwei weitere Stutenerfolge durch 3jährige Französinnen zu verzeichnen gab.

Danach musste man bis 1877 warten, bevor sich die ungarische „Wunderstute“ Kincsem gleich dreimal hintereinander als Siegerin in Baden-Baden auszeichnete. Über die neben dem Schlenderhaner Oleander einzige Dreifachsiegerin dieses Rennens noch viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen, so dass wir an dieser Stelle auf eine weitere Würdigung der in 54 Rennen ungeschlagenen Ungarin verzichten.

In der Zeit nach Kincsem kamen bis zur Jahrhundertwende vier weitere Stutensiege hinzu. Zunächst war es 1881 die 3jährige La Gondola, die wie Kincsem ungarische Interessen vertrat, bevor sich 1884 mit der 4jährigen Florence die erste Britin in die Siegerliste eintrug, bevor ein Jahr später die 3jährige Plaisanterie die Dominanz französischer Siegerinnen wiederherstellte. Erst 1894 konnte der erste Stutensieg durch eine in deutschem Besitz stehende Stute gefeiert werden. Die 4jährige Ilse, die für ihren Besitzer Freiherr von Münchhausen ein Jahr zuvor bereits den Preis der Diana gewonnen hatte, triumphierte damals im Großen Preis von Baden. Sie wurde allerdings vom Briten William Dean, der im selben Jahr mit Sperber auch das Deutsche Derby für Freiherr von Münchhausen holte, trainiert, so dass ihr Erfolg nicht lupenrein deutsch ist.

Auch in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts versiegte der Erfolgsstrom der Stuten noch nicht. Die exzellente Französin Semendria holte 1901 den Sieg. Die Stute im Besitz des Baron de Schicklers hatte dreijährig in ihrer Heimat die beiden Stutenklassiker, den Grand Prix de Paris und den Prix Vermeille gewonnen und repräsentierte absolutes Top-Format. Auch ein Jahr später trug sich mit der ebenfalls 4jährigen Französin La Camargo eine französische Championstute in die Siegerliste ein. Auch sie ging als zweifache klassische Siegerin der französischen Stutenklassiker und mit Erfolgen in zahlreichen weiteren französischen Top-Rennen dekorierte Rennbahnheldin in Baden-Baden an den Start. Gleich zwei 3jährige Französinnen weisen die Annalen für das Jahr 1909 als Siegerinnen aus. Im toten Rennen teilten sich Azalée und Mademoiselle Bon damals den Erfolg.

In der Folgezeit wurden Stutensiege immer mehr zur Rarität in Iffezheim. In den 30er Jahren gelang es 1931 der Graditzerin Sichel und 1934 der Ebbesloherin Agalire noch einmal die Dominanz der Hengste zu brechen, doch blieb es bei diesen beiden Stutenerfolgen bis zum Neubeginn der Iffezheimer Rennen nach dem 2. Weltkrieg. Doch auch nach dem Neubeginn waren es die Hengste, die im Grand Prix den Ton angaben. Nur im Jubiläumsjahr 1958 erinnerte die 3jährige Dushka bei ihrem leichten Sieg gegen 13 Konkurrenten an die Anfangszeit der französischen Stutensiege. Die im Besitz von Francois Dupré stehende Französin vertrat hohes Format. Sie hatte in ihrer Heimat im selben Jahr den Prix de Diane an ihre Fahnen heften können. Noch heute erinnert der jeweils am ersten Grasbahnrenntag der Pariser Großbahnen im März in Saint-Cloud gelaufene „Prix Dushka“ an die französische Pferdedame. Passenderweise handelt es sich bei dieser Prüfung um ein Stutenrennen.

Fast vierzig Jahre lang musste man danach in Iffezheim warten bis man wieder einer großen Stute nach ihrem Sieg applaudieren konnte. Erst 1997 war es wieder so weit. Der zuvor auch im Deutschen Derby erfolgreichen Ammerländerin Borgia glückte der Erfolg im Grand Prix. Unter den Augen des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, der an diesem Tag der Iffezheimer Rennbahn seine Aufwartung machte und sich schon vor dem Rennen von Borgia so angetan zeigte, dass er eine Sieg-Wette auf die von Bruno Schütz trainierte Stute wagte, ließ die Acatenango-Tochter zwei von der Insel angereiste Darley-Hengste in einem mitreißenden Rennen hinter sich. Erwin Teufel durfte sich über eine gewonnene Sieg-Wette zu einem Kurs von immerhin 49:10 freuen.

Nach Borgia übernahmen die Hengste wieder das Zepter bis sich in den letzten beiden Jahren die beiden dominierenden Stuten der letzten Jahre im Großen Preis von Baden nachdrücklich zu Wort meldeten. Im Jahr 2010 konnte Night Magic einen ihren vielen magischen Momente in Iffezheim Realität werden lassen. Die von Wolfgang Figge in München vorbereitete Championstute gewann leicht vor dem „alten Herren“ Quijano. Im Jahr darauf verhinderte nur Danedream einen weiteren Erfolg der anschließend nach Japan exportierten Stute von Hans-Gerd Wernicke bei ihrem letzten Rennbahnauftritt. So gelang nicht Night Magic, sondern Danedream der bislang 25. Stutensieg im Großen Preis von Baden.

Das Turf-Times-Gewinnspiel: Wer ist der größte Danedream-Fan? Für mehr Infos auf das Foto klicken!Das Turf-Times-Gewinnspiel: Wer ist der größte Danedream-Fan? Für mehr Infos auf das Foto klicken!Ob die Arc-Siegerin auch den 26. Stutensieg wird feiern können, dürfte um kurz nach 17 Uhr am Sonntagnachmittag feststehen. Der im Besitz des Gestüts Burg-Eberstein und Teruya Yoshida stehenden Vierjährigen stellen sich sieben Gegner in den Weg zur Titelverteidigung. Auch wenn die in der „Großen Woche“ bislang so dominanten ausländischen Quartiere einzig durch den Schweden Energia Davos (Stephen Hellyn) vertreten sind, der bei allem Respekt nur die Rolle des exotischen Farbtupfers innehat, so kann man kaum einen Spaziergang für Danedream erwarten. Ihre Favoritenrolle sollte nach dem Erfolg in den King George zementiert sein, doch trifft sie auf die drei Erstplatzierten des Deutschen Derbys in diesem Jahr, die deutliche Gewichtsvorteile genießen.

Derby-Sieger Pastorius (Adrie de Vries) aus dem Krefelder Stall von Mario Hofer konnte auch nach dem Derby-Erfolg bereits mit einem überlegenen Sieg im Münchener Dallmayr-Preis unter Beweis stellen, dass sein Hamburger Sieg keine Eintagsfliege darstellt. Der Derby-Zweite Novellist (William Buick) hat bei seiner Siegesserie vor dem Derby gezeigt, dass er über viel Potenzial verfügt, so dass eine umgehende Rehabilitation des Wöhler-Schützlings durch einen Sieg in Iffezheim eine realistische Möglichkeit ist. Die entscheidende Frage bei ihm ist, wie er die Derby-Schlappe verkraftet hat und ob er nach der Pause seit Hamburg an die Vor-Derby-Leistungen anknüpfen kann. Ihm wurde für dieses Rennen eigens ein Pacemaker in Form des 6jährigen Next Vision (Eugen Frank) an die Seite gestellt.

Nicht im selben Atemzug wie Pastorius und Novellist kann man den Derby-Dritter Girolamo (Mirco Demuro) nennen, doch hat der Ebbesloher aus dem Schiergen-Quartier mit dem italienischen Jockey Mirco Demuro den Mann des ersten Iffezheimer Wochenendes im Sattel, der beide Gruppe-Rennen gewinnen konnte. Vielleicht gelingt ihm auch am Sonntag eine Überraschung. Mit solider Form reist auch Ovambo Queen (Terence Hellier) aus dem Lengericher Quartier von Dr. Andreas Bolte an. Die 5jährige Kalatos-Sohn ist als Siegerin jedoch nur schwer vorstellbar, ein Platzgeld könnte für sie drin sein. Mit der von Miltcho Mintchev vorbereiteten Temida (Filip Minarik) ist eine weitere Stute im Starterfeld zu finden. Der Gruppe I-Sieg der 4jährigen Oratorio-Tochter in München kam sehr überraschend und fiel überaus leicht aus. Zwar ist die Konkurrenz in Baden-Baden stärker, doch als Sensation wird man einen neuerlichen Erfolg von Temida wohl kaum betiteln können.

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