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Der Kampf um die Trainer-Krone

Titel verteidigt: Paul Nicholls. www.galoppfoto.de - J.J.Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 415 vom Donnerstag, 28.04.2016

Es hatte gleichsam aus einer Laune heraus begonnen, doch als dem irischen Trainer Willie Mullins nach seiner famosen Woche beim Cheltenham-Festival Mitte März klar wurde, dass die dort gewonnenen rund 1,2 Mio Pfund Preisgeld ihm eine Chance auf das britische Trainer-Championat gaben, ließ er sich nicht lumpen. Die Herausforderung annehmend, ließ er vermehrt Pferde nach England verschiffen, brachte eine ungesehene Vielzahl seiner Stars zum Aintree-Meeting und begab sich sogar zum ersten Mal in seinem Leben auf die schottische Rennbahn von Perth.

Allein, alle Anstrengungen waren am Ende nicht genug: der amtierenden Champion Paul Nicholls mobilisierte noch einmal alle Kräfte und holte zu einer starken Schlussattacke aus, die ihm letztendlich erneut - zum nunmehr insgesamt zehnten Mal  - den Titel sicherte. Der Sieg im wertvollen Schottischen Grand National, dessen rund 120.000 Pfund wertvolle Munition im weiteren Kampf waren, sicherten Nicholls letztendlich den Vorsprung, den er bis ins Ziel retten konnte. Am letzten Tag der britischen Hindernis-Saison am vergangen Samstag in Sandown mobilisierten beide Trainer noch einmal alle Kräfte, aber es hätte vier Siegen von Mullins-Pferden bedurft, um das Blatt noch einmal zu wenden.

Es gelang beiden Trainern je einer, und so  waren es vor allem gewonnen Platzgelder der Nicholls-Schützlinge, durch die „Team Ditcheat“ seinen Vorsprung halten bzw. die Führung sogar leicht ausbauen konnte.  Gerundete 2,44 Millionen Pfund an gewonnenen Preisgeldern der Nicholls-Starter standen am Ende „nur“ 2,34 Millionen der Mullins Pferde gegenüber; interessant bleibt nach wie vor zu notieren, dass Nicholls 122 Rennen gewann, während Mullins seine Summe mit 27 Siegen eingaloppierte.

Ein freudestrahlender Nicholls nahm am Ende des dramatischen Renntages seine Trophäe entgegen, während Mullins' Niederlage durch eine vielleicht etwas kleinliche Entscheidung der britischen Stewarts noch weiter verschlimmert wurde. Als auch rechnerisch keine Chance auf den Trainer-Titel bestand, strich Mullins in letzter Minute seine Star-Stute Vroum Vroum Mag, um sie für das irischen Punchestown Festival aufzusparen; dies brachte ihm 1000 Pfund Strafgeld ein.  Eine zwar regelkonforme Entscheidung, die aber natürlich Mullins´ enormen Beitrag zu einem spannenden Titelkampf völlig außer Acht ließ; auch wenn die Summe den Trainer kaum in den Ruin stürzen wird.

Ganz der ehrgeizige Sportsmann, bekräftigte Mullins sofort seine Absicht, in der nächsten Saison, die rein technisch in England in dieser Woche begonnen hat, den Trainer-Titel fest im Auge zu haben.  Während Nicholls im Moment augenscheinlich echte Champions am Stall fehlen (die Saison 15-16 brachte genau zwei Grade 1 Siege, jeweils einen über Hürden + Jagdsprünge) , hat Mullins Spitzen-Pferde in geradezu verwirrender Anzahl am Stall; Gesundheit aller Vierbeiner vorausgesetzt, sollte die nächste Hindernissaison damit ein echter Leckerbissen werden.

Nicht nur der Champion-Trainer, auch der Champion-Jockey wurde in Sandown gekrönt, diese ging - endlich, möchte man sagen - an Richard Johnson, Stalljockey von Philip Hobbs. Zwanzig lange Jahre hatte Johnson im Schatten eines gewissen AP McCoy (nun natürlich Sir AP) gestanden, zu dem er insgesamt 16mal Zweitplatzierter war. Mit 235 Siegen stellte Johnson nun auch einen neuen persönlichen Rekord auf; es wird ihn wenig gestört haben, dass nur ein Grade 1 Erfolg (mit Native River in Aintree für Trainer Colin Tizzard) darunter war. Ein überglücklicher Johnson, der von Kollegen,  Publikum und der Presse natürlich gebührend gefeiert wurde, nahm am Ende des Renntages seinen Pokal entgegen und bekräftigte seine Absicht, diesem Titel nun so viele wie nur möglich folgen zu lassen. „Ich habe doch nicht so lange auf diesen Erfolg gewartet, um nun einfach aufzuhören,“ ließ er keine Zweifel an seinen Plänen aufkommen. 

Catrin Nack

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