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Josef Vana: Der Ritt zu den Sternen

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 136 vom Freitag, 15.10.2010

In dieser zweiten Oktoberwoche wird Tschechien zu einem anderen Land und erlebt ein Rennsportfieber, wie es sonst nur die Briten vor dem National Hunt Festival oder Royal Ascot kennen. Im Zentrum steht ein Mann: Josef Vana, Legende und Ikone der „Großen Pardubitzer“, ist seit Tagen vor dem Rennen auf den Titelblättern aller großen Zeitungen. Und das aus gutem Grund, denn Vana ist auch in seinem Alter nicht zu halten. Zehn Tage vor seinem 58. Geburtstag ist ihm der zweite Sieg in Folge mit dem neunjährigen Wallach Tiumen (Beaconsfield) gelungen, insgesamt war es sein siebter als Reiter und achter als Trainer.

„Was kommt weiter? Keine Ahnung, vielleicht nichts. In meinem Alter ist diese Herumreiterei nicht ganz ohne Schmerzen“, lachte Vana nach dem Rennen, als der große Druck Vergangenheit war. Mit dem Rekordsieg setzte er sich selbst ein Denkmal, obwohl er nur wenige Stunden vor dem Start auch eins von dem Pardubitzer Rennverein bekam. Vor der Haupttribüne gibt es seit Sonntag eine Vana-Statue, die mit der Peitsche in Richtung des Taxisgrabens zeigt. Der Autor kommt aus Polen und Vana selbst war von dessen Arbeit nicht sehr angetan. „So krumme Beine habe ich nicht. Und wozu brauche ich eine Statue? Na gut, ich kann es eh nicht beeinflussen“, sagte er.

Die zahlreichen Vana-Anhänger, die meisten von den 35 000 Zuschauern auf der Rennbahn, mussten aber lange zittern, denn die 120. Auflage der berühmten Steeplechase war ein Drama bis zum Ende. In die Zielgerade gingen Kopf an Kopf Tiumen und Amant Gris (House Rules), der disqualifizierte Sieger von 2008. Nach dem letzten von den 31 Sprüngen war klar, dass Tiumen das bessere Pferd ist, in einem Moment ging aber Vana näher zu den Rails und Marek Stromsky auf Amant Gris nahm die Aussenspur.

Zu dieser Zeit war er eine Länge hinter Tiumen und Vana fühlte sich bereits als Sieger. Wegen seiner Passivität in den letzten 100 Metern konnte Amant Gries viel Boden gut machen und endete nur eine Nase hinter dem Sieger. „Das war mein Fehler, der uns den Sieg kosten konnte. Ich habe Amant Gris lange nicht gesehen“, meinte Vana selbst. „Der Chef hatte wie immer Glück,“ lachte Josef Bartos, der mit der Schimmelstute Sixteen (Rainbows For Life) – einem der fünf Vana-Pferden  –  Platz drei belegte.

Nach den Rennen hieß es: Wurde Amant Gris von Vana behindert oder nicht? Der Besitzer von Amant Gris legte einen Protest ein und lange Minuten war die Situation unklar. Schließlich bestrafte die Rennkomission Vana mit 500 Kronen, doch ohne Änderung der Reihenfolge. „Die Situation hatte keinen Einfluß auf das Resultat, Tiumen war stets das bessere Pferd,“ meinte die Komission. Sie gab also Vana recht, der stets behauptete, dass neben den Rails genügend Platz war und dass Stromsky nicht gezwungen war die Aussenspur zu nehmen. Das bestätigten später auch die Fernsehbilder.

Auch wenn Vana in der Zielgeraden eine etwas unglückliche Figur machte, taktisch war das Rennen wieder sein Meisterstück. In der ersten Hälfte blieb er mit Tiumen auf den hinteren Rängen, machte nur langsam Boden gut und war dann in der letzten Phase im richtigen Moment auf der richtigen Stelle, als Amant Gris nach dem 27. Hindernis durchstartete.

Der aus dem polnischen Moszna stammende Tiumen zeigte große Qualitäten, die ihn in ein neues Licht stellen. Bisher galt er als Pferd für weichen Boden, doch auf der schnelleren Bahn von Sonntag zeigte er noch eine bessere Leistung als beim Sieg im letzten Jahr. „Er ist ganz aussergewöhnlich, ich habe vielleicht noch nie so ein inteligentes Pferd geritten. Er ist noch nie zum Fall gekommen und springt sensationell. Wenn ich im Rennen eine Fehlentscheidung mache, ist es er, der mich dann korigiert. Wie er heute den Taxisgraben bewältigte, das war sensationell“, sagte Vana.

Das Rennen wurde in hohem Tempo gelaufen, in den ersten Metern war besonders ein weiterer Favorit Bremen Plan aktiv, doch der verlor seinen Reiter Jiri Kousek bereits auf dem siebten Sprung. Auf dem Taxisgraben kam es zu einem einzigen Sturz, der sechsjährige Valldemoso mit Dusan Andres hatte dort Anfängerpech, doch Pferd und Reiter blieben unverletzt.

Ins Ziel schafften es 12 von den 19 Teilnehmern. Hinter Tiumen, Amant Gris und Sixteen kamen jüngere Pferde, die in den nächsten Jahren ganz vorne mitmischen können – Mandarino (Bin Shaddad), Teviot (Regulus) und Lirain (Rainbows For Life), übrigens alle tschechischer Abstammung. Der einzige Ausländer, der britische Mr Big (Eurobus) aus dem Stall von Charlie Mann, wurde letzter.

Josef Vana, der nach dem Rennen zahlreiche Gratulanten wie den Staatspräsidenten Václav Klaus oder den Sänger Karel Gott am Telefon hatte, bleibt nun ein einziger Rekord. Der älteste Sieger in der Geschichte der Großen Pardubitzer Vladimir Hejmovsky war in den 50ern ein Jahr älter als er. Die meisten Tschechen meinen jetzt: Herr Vana, das packen sie doch!

 

Martin Cáp, Prag

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http://www.youtube.com/watch?v=4unln32xTKI

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