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Isfahan (Lord of England) Gr. I-Sieger im IDEE 147. Deutschen Derby in Hamburg

Der Sieger im IDEE 147. Deutschen Derby ist der Lord of England-Sohn Isfahan. Foto: Dr. Jens Fuchs

Autor: 

Daniel Delius

Als der Lord of England-Hengst aus der Independent Miss am 2. September 2014 in den Auktionsring der BBAG mit der Lot-Nummer 154 in den Ring kam, trug er noch den Namen Inuit. Beim Auktionator war ein Reservepreis von 20.000 Euro hinterlegt, doch etwas mehr wollten die Züchter, Andreas und Susanne Wöhler schon haben. Schließlich fiel der Hammer bei 35.000 Euro, Holger Faust bekam den Hengst für Darius Racing. Die Pferde des Stalles tragen in der Regel persische Namen, deshalb kam Inuit nicht in Betracht, er wurde zu Isfahan, dahinter verbirgt sich die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Iran. Geschadet hat es ihm nicht. In der jüngeren Vergangenheit hat es unseres Wissens nur einen weiteren Derbysieger gegeben, der im Jährlingsalter umgetauft wurde, es war Lebos (Nebos), der 1987 gewann, zuvor Little Nebos hieß.

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Im Ring: Isfahan bei der BBAG-Jährlingsauktion im September 2014. Foto: www.woehler-bildergalerie.deIm Ring: Isfahan bei der BBAG-Jährlingsauktion im September 2014. Foto: www.woehler-bildergalerie.deIsfahan kam zurück nach Ostwestfalen, zum Ursprung, auch wenn er im Gestüt Etzean aufgewachsen war, von dieser Zuchtstätte auch in Iffezheim präsentiert wurde. Die Mutter Independent Miss, gezogen vom Gainsborough Stud Management, ist nicht gelaufen. Bei der Tattersalls December Sale hatte sie Manfred Hofer für 5.000gns. ersteigert, das war 2002, da war Independent Miss zwei Jahre alt. Hofer hatte noch ihre zweite Mutter Indica in mehreren Gruppe-Rennen zum Sieg geritten, so im Grossen Hansa-Preis 1991.

Independent Miss wurde vierjährig erstmals gedeckt, ihr Erstling Il Divo (Dashing Blade) war mehrfach gruppeplatziert, er steht als Deckhengst in der Warmblutzucht in Marbach. Dort hat man das Derby natürlich sehr genau verfolgt, es kamen auch unmittelbar danach auch gleich entsprechende Glückwünsche. Il Divo war 2008, damals noch im Besitz der Wöhlers, im Derby nachgenannt worden, belegte aber nur den zehnten Platz.

Mama-Kind: Isfahan - damals noch Inuit - mit seiner Mutter Independent Miss, die in Ravensberg allerdings nur "Emma" genannt wird. Foto: www.rennstall-woehler.deMama-Kind: Isfahan - damals noch Inuit - mit seiner Mutter Independent Miss, die in Ravensberg allerdings nur "Emma" genannt wird. Foto: www.rennstall-woehler.deNach ihm folgte Il Presidente (Royal Dragon), der in England ein NH-Flachrennen gewann, nach langer Durststrecke unlängst über Hürden erfolgreich war.  Il Comandante (Sholokhov) kam nicht an den Start. Vierjährig ist Incantator (Areion), Sieger im vergangenen Jahr in der Baden Württemberg-Trophy (Gr. III), am Dienstag war er in dem Gruppe III-Rennen in Hannover Dritter. Nach Isfahan kam die zweijährige Stute Izzy (Soldier Hollow), sie wurde in Ebbesloh groß, bleibt im Familienbesitz und soll als erste Tochter der Mutter deren Erbe antreten. 2014 wurde Independent Miss nicht gedeckt, Mitte April kam das Stutfohlen I Think So (So You Think) zur Welt, in diesem Jahr wurde sie nicht tragend.

Die nächste Mutter Indiaca trug die Maktoum Al Maktoum-Farben, sie war schon bei Andreas Wöhler im Stall, gewann beim einzigen Start ihrer Laufbahn in Bremen. Es verschlug sie nach kurzer Zuchttätigkeit in England, der Independent Miss entsprang, nach Frankreich, für das Gestüt Eulenberger Hof brachte sie noch ein gutes Pferd, den listenplatziert gelaufenen Invincible Hero (Lomitas).  Ihr Besitzer Reinhold Lockmann gab sie später ab, sie hatte nur zwei Fohlen, neben Indiaca war das Indikator (Sillery), den auch schon Andreas Wöhler trainierte. Er war ein erstklassiger Dreijähriger, gewann 1998 die damals noch existierende Derby-Revanche in Hannover, ein mit 120.000 Mark für den Sieger dotiertes Nationales Listenrennen und dann in Iffezheim das Fürstenberg-Rennen (Gr. III). Dort zog er sich aber eine so schwere Verletzung zu, dass er eingeschläfert werden musste.

Es handelt sich hier um einen Seitenzweig der Schlenderhaner „I“-Familie, die auf die 1936 von Francois Dupré gezogene Yonne (Indus) zurückgeht. In der näheren Verwandtschaft findet man aber nur eine sehr überschaubare Zahl von Pferden, es ist schier unmöglich, sich in die Familie einzukaufen.

Isfahans Vater Lord of England stellt mit ihm seinen zweiten klassischen Sieger nach Feodora 2014. Der 2013er war sein sechster Jahrgang.  Im Training bei Mario Hofer absolvierte er eine vergleichsweise kurze Rennkarriere mit nur acht Starts, bei denen er stets Geld verdiente, gipfelnd mit dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) 2006, als er unter Andrasch Starke in einem fünfköpfigen Feld den Franzosen Laverock (Octagonal) und die Diana-Siegerin Almerita (Medicean) schlug. Sein Pedigree ist vorne nicht besonders aufregend, zudem könnte man sich daran stören, dass seine Mutter, immerhin zweijährig Zweite im Oppenheim-Rennen (LR) von dem ansonsten wenig aufgefallenen Los Santos (Caracol) stammt. Doch handelt es sich um die starke Fährhofer „L“-Familie von Lirung (Connaught), Lagunas (Ile de Bourbon) und Lomitas (Niniski).

Lord of England hat von Beginn an zu einer Decktaxe, die zunächst bei 3.000, heute bei  5.500 Euro lag, stets quantitativ ordentliche Bücher gedeckt. Mit 63 lebenden Fohlen war der 2013er Jahrgang sein stärkster. Schnell hatte er sich unter den Top Ten der hiesigen Deckhengste etabliert, auch wenn seine Karriere erst in den letzten zwei, drei Jahren mehr Fahrt aufgenommen hat, auch führende Züchter buchen. Dieses Jahr hat er fünfzig Stuten gedeckt, Near England und Olorda sind aktuell von seinen Nachkommen zu nennen.

Wie es mit Isfahan weiter geht, hat seine Umgebung noch offen gelassen. Er hat Engagements für alle wichtigen Rennen des Jahres bekommen, doch ist das diesjährige Derby sicher kein Rennen, das man so einfach abschütteln kann. Bei seinen drei Siegen – er war der einzige Derbystarter, der mit zwei Gruppe-Siegen im Gepäck nach Hamburg gereist war – war der Boden mindestens weich, darauf wird seine Umgebung zukünftig sicher achten. In Italien hatte es im dortigen Derby nicht gepasst, deshalb war er bei vielen unter dem Radar verschwunden. Schaut man sich die Gesamtform an und die Bedingungen in Hamburg an, war es kein unlogischer Derbysieger.   

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