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Im Unruhestand

1991 in Hoppegarten: Kurt Becker, Hans-Heinrich von Loeper, Angela Merke und Richard von Weizsäcker. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 460 vom Donnerstag, 23.03.2017

Es gab eine Zeit, da traf sich der Chefmanager des deutschen Turfs am Vorabend eines jeden Meetings in Baden-Baden, ob Frühjahr oder Sommer, in einer noblen Gastronomie im Dunstkreis der Stadt mit den wichtigsten Rennsportjournalisten. Dieser Chefmanager war Hans-Heinrich von Loeper, Generalsekretär war sein damaliger Titel, er hatte stets einen großen Zettel zur Hand, die Themen wurden bei einer Art Arbeitsessen abgearbeitet. In entspannter Atmosphäre, Vieles blieb im inneren Kreis, nicht alles drang nach außen. So etwas wäre heute undenkbar.

Es war fast eine andere Zeit, in der von Loeper im Direktorium für Vollblutzucht und Rennen die Zügel in der Hand hielt. Von 1974 bis 1991 war er unter drei Präsidenten dort tätig, Uwe Scherping, Gert Vorster und Walter Scheel. Insbesondere die kongeniale Zusammenarbeit mit dem unlängst verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten war prägend und höchst erfolgreich, es waren große Jahre der Branche: Die Rennbahnen waren voll, die Umsätze stiegen von Jahr zu Jahr, das Medieninteresse vergleichsweise enorm. Die Öffnung des deutschen Rennsports, der damals noch existente exzellente Kontakt mit der Politik, die Lösung vieler interner Probleme, wie eine Neuordnung der Rennordnung, verstärkte Dopingkontrollen, der erwähnte Kontakt mit den Medien – nur einige Punkte, die von Loeper erfolgreich vorwärts trieb.

In Rente ist er nach seinem Ausstieg beim Direktorium nicht gegangen. Er war Ostbeauftragter des Verbandes, kümmerte sich um die Rennbahn in Bad Doberan, war auch im Ausland beratend tätig. Seine Meinung war gefragt, auch wenn sie nicht immer stromlinienförmig war, sein Rat gesucht.

Hans-Heinrich von Loeper, geboren in Königsberg, war ein Turf-Manager mit Stallgeruch.  Der gelernte Landwirt war Kavallerie-Offizier, später als Kaufmann in Frankfurt tätig, ging 1956 zur Bundeswehr, die er 1969 als Major in Richtung Direktorium verließ. Er stieg erfolgreich als Amateur in den Sattel, gewann 1953/1954 eine Handvoll Rennen, vornehmlich über Hindernisse.  1953 holte er sich auf Gundekar ein Amateurrennen in Hamburg, dreißig Minuten vor dem Derby, das damals live im Fernsehen übertragen wurde – der Loeper-Sieg wurde zum Einstieg der TV-Sendung gezeigt. Im Turniersport war er erfolgreich, natürlich auch im Sulky, stets mit dem ihm eigenen Ehrgeiz. Aufs Pferd steigt er noch heute und auf der Rennbahn ist der Grandseigneur der Szene weiterhin Stammgast.

Am Mittwoch ist Hans-Heinrich von Loeper 90 Jahre alt geworden. Die hundert, die will er in jedem Fall schaffen, was bei seiner Konstitution kein Thema sein wird. Und sollte dieser Newsletter in zehn Jahren noch existent sind, werden wir halt die nächste Laudatio verfassen. Ad multos annos!  

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