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Heymann-Hengst und Anna Paola-Linie

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 186 vom Donnerstag, 13.10.2011

Wohl dem Anbieter, der ein schnell und früh gezogenes Pferd in den Auktionsring brachte. Denn genau das wurde gesucht bei der Tattersalls October Yearling Sale – Book 2 in dieser Woche in Newmarket, wo von Dienstag bis Donnerstag die Pferde des „Mittelmarktes“ in den Ring kamen. Weniger das finanziell auf ganz anderer Ebene angesiedelte „Book 1“ (siehe Seite 5) ist der eigentliche Indikator für den derzeitigen Stand der Dinge nicht nur in der englischen Vollblutzucht, es ist diese Auktion. Und danach kann die Branche durchaus optimistisch sein, denn die wichtigen Zahlen waren besser als im vergangenen Jahr. Der Schnitt pro Zuschlag ging von 32.470 gns. auf 39.796 gns. hoch, der Gesamtumsatz betrug im Ring 25.284.500 gns., bei deutlich weniger Pferden rund drei Millionen gns. mehr als 2010. Die vornehmlich für Richard Hannon kaufenden Agenten Ross und Peter Doyle erwarben immerhin 32 Pferde, ebensoviele waren es für Rabbah Bloodstock, das Freunde und Partner der Maktoums repräsentiert.

Und nachdem die deutsche Zucht schon in der Woche zuvor einen Salestopper gestellt hatte, gab es gleich einen Nachschlag. Am Mittwoch war das teuerste Pferd ein Shamardal-Sohn, der für 220.000 gns. über die Agentur von Peter und Ross Doyle an einen neuen Kunden von Trainer Richard Hannon ging. Gezogen ist der junge Hengst Gestüt Hofgut Heymann im Allgäu. Letztes Jahr war er an gleicher Stelle für 75.000 gns. an das Pier House Stud aus Irland verkauft worden, das erzielte jetzt einen soliden Pinhook-Erfolg, doch auch für das Hofgut Heymann war es sicher ein guter Tag. Die Mutter Melody Fair, die unverändert im Gestütsbesitz steht, war 2008 bei Tattersalls für 14.000 gns. gekauft worden. Dieses Jahr hat sie ein totes Fohlen gebracht.

Der Hengst der drei Tage in Newmarket war allerdings der in diesem Jahr mit seinen Zweijährigen mächtig in den Vordergrund getretene Acclamation (Royal Applause). Von den zehn teuersten Jährlingen, allesamt Hengste, stammten nicht weniger als sechs von dem im irischen Rathbarry Stud stehenden Hengst, dessen Decktaxe dieses Jahr 15.000 gns. betrug. Das dürfte Historie sein, angesichts der aktuellen Erfolge in Rennstall und Ring. Der Schnitt der Acclamation-Nachkommen in „Book 2“ betrug erstaunliche 122.500 gns. Das teuerste Pferd der Auktion ging allerdings an den Hong Kong Jockey Club. „Schon zu Beginn der Woche habe ich gesagt, dass ich nicht ohne ihn nach Hause gehen möchte“, erklärte der für den Jockey Club einkaufende Mark Richards. Die Mutter des Hengstes ist eine Schwester zu dem ebenfalls von Exceed and Excel stammenden Flashman Papers, die vierte Mutter ist die Röttgenerin A Priori (Prince Ippi), eine rechte Schwester von Anna Paola. Noch vor den Shamardal-Hengst aus dem Allgäu schob sich in der Preisrangliste ein Hengst von Acclamation, den John Warren für 230.000 gns. für die Familie Smith erwarb. Diese hatte letzte Woche einen Oasis Dream-Sohn für 700.000 gns. an Coolmore verkauft, nahm also zügig eine Reinvestion vor. John Warren, der züchterische Berater u.a. von Queen Elizabeth II, unterstrich die allgemeine Meinung, dass es sich um außergewöhnliche Auktionswochen gehandelt habe, wies aber auch auf die hohen Kosten hin, die Züchtern inzwischen entstehen. "Die Decktaxen sind unverändert hoch und es kostet eine Menge Geld, bis ein Pferd im Ring steht", sagte er, "ich bin auch sicher, dass die Verkäufer ihren Profit nicht in eine Ferienreise investieren, sondern es wieder in die Zucht stecken."  

Mehrere deutsche Käufer waren am Ring und kamen teilweise auch zum Zuge. So war die BBA Germany u.a. für Brümmerhofs Gestütsboss Gregor Baum und für Trainer Andreas Löwe im mittleren Bereich tätig. Auf Brümmerhofer Rechnung ging der Kauf einer Kyllachy-Stute aus einer Inchinor-Tochter, die bereits zwei Black Type-Pferde auf der Bahn hat. Die Mutter selbst ist listenplatziert gelaufen. Löwe ersteigerte für 60.000 gns. eine Holy Roman Emperor-Stute aus der direkten Linie des Etzeaner Deckhengstes Sholokhov. An die BBA Germany ging am Donnerstag auch noch eine Beat Hollow-Schwester zur Gr. II-platzierten Julie’s Love, sie kostete 45.000 gns. Für das Gestüt Höny-Hof ersteigerte Simon Minch einen Hengst von Bahamian Bounty für 30.000 gns.

Mit leeren Händen fuhr auch Marian Ziburske nicht nach Hause. Für seinen Rennstall Westminster Racehorses sicherte er sich die von Thousand Words stammende Halbschwester des Gr. I-Siegers und Deckhengstes Sombreffe. Sie war zunächst unverkauft aus dem Ring gegangen, konnte dann im Nachverkauf erworben werden. Weitere Stuten, die über den tschechischen Agenten Tomas Janda in seinen Besitz übergingen, stammen von Choisir und Tiger Hill, sie konnten zu zivilen Preisen gekauft werden. Die GTM GmbH sicherte sich am Donnerstag im unteren Preisbereich gleich reichlich Pferdde, nämlich Stuten von Bahamian Bounty, Elusive Quality,  Motivator, Dutch Art, Shamardal (2) und Strategic Prince sowie Hengste von Jeremy und Singspiel. Ein Tertullian-Sohn aus Maltage, mithin ein Bruder von Martillo, wurde für 40.000 gns. vom Kildaragh Stud an die Agentur Sackville/Donald abgegeben, kurz vor Toresschluss am Donnerstag erwarb Shadwell noch einen Lando-Sohn für 60.000 gns.

Die October Yearling Sale wird am Freitag mit dem eintägigen Book 3 beendet.  

Tattersalls October Yearling Sale - Book 2 - Salestopper

PferdAnbieterKäuferPreis
H., v. Exceed and Excel-Temple of Thebes Lofts Hall StudHong Kong Jockey Club260.000 gns.
H., v. Acclamation-Week EndRathbarry StudJohn Warren BS230.000 gns.
H., v. Shamardal-Melody FairPiers House Stud Peter & Ross Doyle BS220.000 gns.
H., v. Acclamation-Miss CorinneParkway Farm Peter & Ross Doyle BS200.000 gns.
H., v. Acclamation-Intrepid QueenCastlebridge ConsignmentShadwell Estate Co.180.000 gns.
H., v. Acclamation-Grand Slam MariaRathbarry StudPeter & Ross Doyle BS165.000 gns.
H., v. Acclamation-With ColourRathbarry StudDavid Redvers165.000 gns.
H., v. Iffraaj-KhibraatKildaragh StudShadwell Estate Co.160.000 gns.
H., v. Acclamation-Gold HushKeith HarteCharlie Gordon-Watson BS160.000 gns.
H., v. Dubawi-SaleeThe Lavington StudHong Kong Jockey Club160.000 gns.

1 gn. = ca. 1,20 €

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