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Die deutschen Stuten in der Zucht der Yoshida Brüder

Autor: 

Josef Soppa

TurfTimes: 

Ausgabe 266 vom Donnerstag, 23.05.2013

ls Teruya Yoshida einen 50% Anteil an Danedream (Lomitas) erwarb, überraschte damals weniger der Name des Käufers als der Zeitpunkt der Akquisition, wenige Tage vor der Entscheidung des Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I) im Jahre 2011, den die Stute dann auch gewann. Seit Jahren sind die Yoshida Brüder weltweit aktiv, um Spitzenstuten zu erwerben. Teruya Yoshida betreibt in Japan die Shadai Farm, sein Bruder Katsumi die Northern Farm und der jüngste der Brüder Haruya in nicht so großem Rahmen die Oiwake Farm. Insgesamt besitzt die Shadai-Gruppe, unter dem Begriff werden gemeinhin alle Aktivitäten der Yoshida Brüder zusammengefasst, sowohl die in Eigenregie betriebenen Gestüte als auch die gemeinschaftlich geführte Shadai Corporation, mehr als 1.300 Zuchtstuten. Die Dominanz von Shadai Farm und Northern Farm im japanischen Rennsport wird durch die Züchterstatistik belegt, seit vielen Jahren nehmen ausschließlich diese beiden Zuchten dort den Spitzenplatz ein.

Die Zukäufe von Stuten und für die Zucht bestimmten Hengsten geschehen gewiss unter dem Aspekt der Qualitätsverbesserung, sind aber auch insbesondere für die Yoshidas als Blutauffrischung unerlässlich. Der von ihrem Vater Zenya Yoshida nach Japan eingeführte Kentucky Derby-Sieger Sunday Silence (Halo) nahm, obwohl er bereits mit 16 Jahren starb, einen enormen Einfluss auf die dortige Zucht mit 13 Beschälerchampionaten. Von den in Japan aufgestellten Deckhengsten sind 22% Söhne von Sunday Silence, sieben der Söhne waren im Vorjahr in den Top Ten der Deckhengststatistik vertreten, mit Deep Impact auf dem ersten Rang. Die von Sunday Silence-Blut „durchsetzte“ Stutenpopulation in Japan schränkt die Möglichkeiten insgesamt ein, zumal Nippons Züchter engen Inzuchten scheinbar reserviert gegenüberstehen.

 

Zu den in den letzten Jahren von den Yoshida Brüdern importierten Stuten zählen etliche Deutsche. Nimmt man deren verschwindend geringen Prozentsatz am gesamten Stutenbestand, so waren die Erfolge der Nachkommenschaft recht beachtlich. In jüngster Zeit hatten drei Pferde, die in Japans klassischen Rennen siegreich oder platziert waren, deutsche Mütter. Hier ist an erster Stelle Eishin Flash (King's Best) zu nennen, Sieger im Tokyo Yushun (Gr. I), dem Japanischen Derby, und dem Tenno Sho (Herbst) (Gr. I) sowie weitere fünfmal auf höchstem Level platziert. Der Sohn der Deutschen St. Leger-Siegerin Moonlady (Platini) entstammt der Zucht der Shadai Farm. Im Yushun Himba (Gr. I), den Japanischen Oaks, belegte die von der Northern Farm gezogene Monsun-Tochter Pure Brise den zweiten Platz, ihre Mutter Purity (Peintre Celebre) lief in Italien listenplatziert.

Northern Racing, eine Filiale der Northern Farm, ist Züchter von World Ace (Deep Impact), der nach Rang zwei im Satsuki Sho (Gr. I), Japans 2.000 Guineas, beim nächsten Start im Derby als Favorit antrat und das Rennen als Vierter beendete. Die Manduro-Schwester Mandela (Acatenango), LR-Siegerin und Dritte im Preis der Diana (Gr. I), ist die Mutter des Hengstes, der sich im letzten Jahr bei der Vorbereitung der Herbstkampagne einen leichten Sehnenschaden zuzog und somit seit dem Japanischen Derby nicht mehr am Start war. Laut Auskunft der Shadai-Gruppe wird World Ace aktuell auf dem Laufband sowie in der Führmaschine gearbeitet und in Kürze wieder unter dem Reiter gehen mit dem Ziel die Rennkarriere fortzusetzen.

Die deutsche Stute mit dem bislang größten Einfluss in Japan ist die vom Gestüt Schlenderhan gezogene Santa Luciana (Luciano), eine Halbschwester zu Sayonara (Birkhahn), die den Englischen Derby-Sieger Slip Anchor (Shirley Heights) brachte. Santa Luciana ist dritte Mutter von Japans Pferd des Jahres 2010 Buena Vista (Special Week), gewinnnreichste Stute weltweit mit einer Gewinnsumme von umgerechnet 11,2 Millionen €, sechs Gr. I-Siege hat sie auf ihrem Konto, darunter der Japan Cup. Über eine andere Tochter ist Santa Luciana die Großmutter von Manhattan Cafe (Sunday Silence), dreifacher Gr. I-Sieger und Championdeckhengst in Japan 2009 mit Standort auf der Shadai Stallion Station der Yoshidas.

 

Noch außerhalb Japans befindet sich die prominenteste deutsche Stute in Yoshida-Besitz. „Arc“- und „King George“-Siegerin Danedream (Lomitas), zweifacher Galopper des Jahres, suchte in diesem Jahr im englischen Banstead Manor Stud den ungeschlagenen Frankel (Galileo) auf, ist auch untersucht tragend. Laut Angaben der Shadai-Gruppe sah die zunächst vorgesehene Planung ganz anders aus. Danedream sollte mit Beendigung ihrer Rennlaufbahn nach Japan in die Zucht gehen. Da die über die Kölner Rennbahn verhängte Quarantäne wegen eines Falles von infektiöser Anämie keinen Transport erlaubte, rückte man von diesem ursprünglichen Vorhaben ab. Danedream wird eines Tages die Reise nach Japan antreten, mit Ziel Shadai Farm, es heißt jedoch, dass sie mindestens für eine weitere Decksaison in Europa verbleibt.

Zu den weiteren Gr. I-Siegerinnen im Besitz von Teruya Yoshidas Shadai Farm zählt Paita (Intikhab), zweijährig erfolgreich im Criterium de Saint-Cloud, ihr Erstling Pirika (Monsun) war jüngst Siegerin im Prix d'Hedouville (Gr. III). Auf höchstem Level konnten auch Floriot (Monsun) und Turfrose (Big Shuffle) punkten, beide sicherten sich den Premio Lydia Tesio. Ebenfalls in Italien holte sich Anna Monda (Monsun) mit dem Premio Vittorio di Capua ihren Gr. I-Sieg, auch die German 1.000 Guineas (Gr. II) stehen in ihrem Rekord. Weitere 1.000 Guineas-Siegerinnen im Stutenbestand der Shadai Farm sind Shapira (Kornado) und Lolita (Lavirco). Klassische Siegerinnen im Deutschen St. Leger (Gr. II) sind Moonlady (Platini), ihr im Japanischen Derby erfolgreicher Sohn Eishin Flash (King's Best) wurde bereits erwähnt, und Royal Fantasy (Monsun). Windhuk (Platini) gewann den klassischen Premio Regina Elena (damals Gr. II) jenseits der Alpen. Im letzten Jahr noch auf der Bahn war Ovambo Queen (Kalatos), ihr bedeutendster Treffer gelang ihr im Hansa-Preis (Gr. II). Mehrfach auf Gr. II-Ebene erfolgreich war Proudwings (Dashing Blade), in der gleichen Kategorie kam Noble Stella (Monsun) in den USA zum Zuge, ihre Tochter Noble Jewelry (Smarty Jones) kann in Japan neben vier Siegen auch eine LR-Platzierung vorweisen. Eine Perle in der Zucht von Teruya Yoshida ist Dalicia (Acatenango), sie konnte den Preis der Sparkassen-Finanzgruppe (Gr. III), das ehemalige Spreti-Rennen, gewinnen. Sie ist mit ihrem Erstling Animal Kingdom (Leroidesanimaux), Sieger im Kentucky Derby (Gr. I) sowie im Dubai World Cup (Gr. I), hervorragend in der Zucht gestartet. Dalicia blieb auch 2013 ihrer Serie treu, ausschließlich Hengste zu fohlen, ihr sechstes Produkt hat Japans letztjährigen Beschälerchampion Deep Impact (Sunday Silence) zum Vater. Lilac Queen (Law Society) und auch Peu a Peu (Dashing Blade) haben in den USA auf Gr. III-Ebene gewonnen. Letztere, die in diesem Jahr ein Stutfohlen von Japan Cup-Sieger Screen Hero (Grass Wonder) brachte, hat den noch aktiven Ocean Blue (Stay Gold), Gr. II-Sieger und Zweiter im Arima Kinen (Gr. I), als Empfehlung. La Boum (Monsun) war in Frankreich mehrfach auf Gr. III-Niveau erfolgreich. Die LR-Siegerin Royal Mary (Monsun) und Manduros nahe Verwandte Mandelhush (Alwuhush), deren diesjähriges Hengstfohlen von Japans Championsprinter Kinshasa no Kiseki (Fuji Kiseki) stammt, zählen ebenfalls zum Stutenbestand der Shadai Farm.

Die Northern Farm von Katsumi Yoshida hat vier Diana-Siegerinnen in ihrer Stutenherde. Galopper des Jahres Night Magic (Sholokhov) war neben dem Preis der Diana (Gr. I) auch im Großen Preis von Baden (Gr. I) siegreich, sie brachte dieses Jahr als erstes Fohlen einen Hengst von Spitzenvererber Deep Impact. Ebenso in der Zucht noch nicht zu beurteilen sind die Diana-Siegerinnen Mystic Lips (Generous) und die in diesem Jahr erstmals einen Hengst aufsuchende Salomina (Lomitas). Die im Preis der Diana (damals Gr. II) erfolgreiche Puntilla (Acatenango) stellte hierzulande die LR-platzierte Pakama (Kalatos). Klassische Siegerinnen in den German 1.000 Guineas (Gr. II) sind Kali (Areion) und Lips Poison (Mamool), beide haben noch keine Nachkommen im rennfähigen Alter. Zum lebenden Inventar der Northern Farm zählt ferner Four Sins (Sinndar), in diesem Jahr Mutter eines Hengstfohlens von Japans zweifachem Championbeschäler King Kamehameha (Kingmambo), sie kam in den Aga Khan-Farben in den Blandford Stakes (Gr. II) zum Zuge. Auf Gr. II-Level konnte Quelle Amore (Monsun) das Schwarzgold-Rennen und Selkis (Monsun) das Diana-Trial gewinnen. Selkis hatte dieses Jahr ein Hengstfohlen von Daiwa Major (Sunday Silence), Champion „First Season Sire“ 2011 in Japan. Einen Sieg im Schwarzgold-Rennen (Gr. III) führt Addicted (Diktat) in ihrem Rekord. Platziert im Preis der Diana (Gr. I) liefen Mandela (Acatenango) und Soberania (Monsun). Mandela, neben ihrem dritten Rang im Stutenklassiker auch LR-Siegerin, ist Mutter des in Japan klassisch platzierten World Ace (Deep Impact), dessen Comebackvorbereitungen wurden bereits geschildert. Die Diana-Zweite Soberania fohlte in diesem Jahr als Erstling einen Hengst von „King George“-Sieger Harbinger (Dansili). Mit der in den Japanischen Oaks (Gr. I) zweitplatzierten Pure Brise (Monsun) hatte die LR-platzierte Purity (Peintre Celebre) für Katsumi Yoshida einen guten Start in der Zucht. Noch aus heimischer Produktion stammt die LR-Siegerin Shining Glory (Königstiger) der Shirocco-Schwester Shoah (Acatenango), Vater ihres diesjährigen Hengstfohlens ist Japans Championdeckhengst 2009 Manhattan Cafe (Sunday Silence). Ankäufe von Katsumi Yoshida aus dem Vorjahr sind Mandura (Danehill Dancer), eine Halbschwester zu Welt-Champion Manduro (Monsun) sowie zur bereits im Bestand befindlichen Mandela, und die nicht gelaufene Mystique (Monsun), deren Halbbruder Mawingo (Tertullian) den Doomben Cup (Gr. I) gewann.

 

Der Mutterstutenbestand von Haruya Yoshida ist deutlich niedriger als der seiner beiden älteren Brüder, rund 110 Köpfe zählt die Stutenherde seiner Oiwake Farm. Dazu gehört Free Dreams (Areion), die in den German 1.000 Guineas (Gr. II) den dritten Rang belegte. Eishin Flashs Halbschwester Marmorea (Tiger Hill), die ungeprüft in die Zucht genommen wurde, hinterließ in Deutschland nur ein Fohlen, dieser Mister Big Shuffle (Big Shuffle) lief zweijährig im Premio Chiusura (Gr. III) auf den dritten Platz. Marmoreas diesjähriges Fohlen ist eine Stute aus dem ersten Jahrgang von Dubai World Cup-Sieger Victoire Pisa (Neo Universe).

 

Die Shadai Corporation gehört den Brüdern Teruya, Katsumi und Haruya Yoshida in Partnerschaft, Basis für die Zuchtstuten dieser Gesellschaft ist die Shiraoi Farm. Gyreka (Kallisto), klassische Siegerin in den Oaks d'Italia (damals Gr. I), brachte für das Unternehmen der Yoshida Brüder 2008 ihr einziges Fohlen in Japan und ist seitdem ohne Nachricht. Einen Gr. II-Erfolg konnte Salve Germania (Peintre Celebre) in den USA verbuchen, sie hatte einen wenig glücklichen Start in der Zucht, blieb in den ersten beiden Gestütsjahren güst. La Luna de Miel (Monsun) kam in den USA auf Gr. III-Niveau zum Zuge, auf gleichem Level konnte sich Vallera (Monsun) hierzulande mehrfach durchsetzen. Mehrere Gr. III-Platzierungen stehen im Rekord von Mity Dancer (Alzao), eine Platzierung in dieser Kategorie kann auch Umirage (Monsun) vorweisen, ihr diesjähriges Produkt ist ein Hengstfohlen von Deep Impact.

von Josef Soppa

Herzlicher Dank geht an dieser Stelle an Kazushi Ishida http://himawarikazushi.blogspot.com/ , der den Kontakt zur Shadai-Gruppe herstellte und als Übersetzer fungierte.

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