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Der Derbysieger ohne Schlüsselbein

Jan Rája - der Derbysieger ohne Schlüsselbein, hier eine Archivaufnahme aus Dresden. www.galoppfoto.de

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 171 vom Donnerstag, 30.06.2011

Zwei Wochen vor dem Tschechischen Derby dachte Jockey Jan Rája schon, dass für ihn der große Traum vorbei ist. Nach einem Fall auf der Prager Rennbahn zertrümmerte sich der 39-jährige ehemalige Champion der tschechischen Jockeys das Schlüsselbein und man rätselte schon, wer ihn im Sattel des heißen Derbyfavorits Roches Cross (Whipper) ersetzen wird.

Doch da müsste der Trainer des Pferdes anders als Josef Vana heißen. Die Legende der Großen Pardubitzer und Dauerchampion der Hindernistrainer brachte Rája noch am selben Tag nach Pilsen zu einem Spezialisten, der Vana schon viele Male zurück in den Sattel half. Der Operateur ersetzte das Schlüsselbein mit einem Implantat und Rája gewann genau 14 Tage später  nach einem bärenstarken Finish das Prager Derby, mit 100 000 Euro das bestdotierte Derby des ehemaligen Ostblocks.

„Solche Sachen gibt es normalerweise nicht, das wissen wir alle. Ich bin dem Trainer sehr dankbar, dass ich stets sein Vertrauen hatte“, sagte Rája, der erst vor einigen Wochen aus der Schweiz zurückgekehrt ist und für den das der erste Derbysieg überhaupt war.

„Ich habe auf die Spezialisten aus Pilsen gezählt, das sind Superprofis. Und ich selbst hatte schon viele Male ein gebrochenes Schlüsselbein. Starke Charakter lassen sich durch so etwas nicht aus der Ruhe bringen“, lachte Vana.

Roches Cross, im Dezember privat aus dem Stall von Jim Bolger in Irland gekauft, ist nach der Stute Ready for Life (2005) offiziell der zweite Derbysieger von Josef Vana, doch schon 2002 hat er entscheidend zum Sieg von Poderoso aus dem Training seiner Frau Pavla beigetragen.

Der Sieger hatte ein ideales Rennen gehabt, Rája war nach dem Regen in den letzten Tagen stets auf Spurensuche und kam in der Zielgerade mit einer starken Beschleunigung, obwohl das Optimum von Roches Cross eher bei 2000 m liegt. Im packenden Finish konnte er um 3/4 Längen den besten Steher im Rennen Avere (Black Sam Bellamy) schlagen, ein für 4.000 Euro bei der BBAG-Auktion gekaufter Hengst. Dritter wurde Rocky of Gracie (Marchand de Sable), eine vom Gestüt Ammerland in Frankreich gezogene Tochter der Rose du Roi (Royal Academy) vor dem klassischen Sieger Chardonney Tcheque (One Cool Cat), der als Meiler ein großes Rennen hingelegt hatte. Fünfter wurde bei seinem tschechischen Debüt Wallisto (Kallisto), der aus dem Kölner Stall von Waldemar Hickst für den Stall Yoko erworben wurde.

Ohne Chancen war diesmal Foreign Hill (Royal Dragon) aus dem Stall Totti, den Hans-Jürgen Gröschel mit viel Zuversicht nach Prag schickte. Im Sattel mit Wladimir Panov schien er einen guten Rennverlauf zu haben, doch in der Zielgerade konnte er nicht mit den Besten mithalten. 300 Meter vor dem Ziel wurde er von einem Gegner behindert und kam erst dann besser in Schwung, doch es reichte am Ende nur für Platz sieben.

Martin Cáp, Prag

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