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Deckhengste im Porträt: Soldier Hollow

Stallion Soldier Hollow. www.klatuso.com

Autor: 

Daniel Delius

Soldier Hollow (In The Wings), der ehemalige „Galopper des Jahres“ und Gr. I-Sieger, hat eine Box im  Gestüt Auenquelle bezogen. „Wir haben ihn für mehrere Jahre gepachtet“, sagt Gestütsleiter  Karl-Dieter Ellerbracke, „natürlich bleibt er weiter im Besitz von  Helmut von Finck.“

Der elf Jahre alte Hengst, der in Röttgen debütierte, ist unangefochten Champion mit seinem ersten Jahrgang in Deutschland, mit  Dessau und  Pastorius haben zwei Nachkommen „Black Type“ erreicht. Soldier Hollow wird für 2012 zu einer Decktaxe von 6.000 €, special live foal, angeboten. 

Die Rennlaufbahn

Wenn ein Debutant zweijährig für seinen ersten Auftritt auf der Rennbahn nach  Baden-Baden verladen wird, dann zeugt das schon von einer hohen Einschätzung. So ging  Soldier Hollow Ende August 2002 auch als 27:10-Favorit an den Start des  Preis des Landkreises Rastatt über 1500 Meter. Die Wetter sollten ihr Vertrauen belohnt sehen, auch wenn der Hengst den Zielpfosten nicht als Erster passiert hatte. Das war Winning Dash, der aber Soldier Hollow in der entscheidenden Phase behindert hatte, deshalb auf Rang zwei zurückgestuft wurde. Den ersten seiner zwölf Siege errang Soldier Hollow also am grünen Tisch. Es folgte aber gleich Treffer Nummer zwei, als er im renommierten  Düsseldorfer Junioren-Preis (LR) über 1600 Meter erneut mit  Lennart Hammer-Hansen im Sattel  Glad Hunter und  Dai Jin, dem späteren Derbysieger, das Nachsehen gab. Soldier Hollow beendete seine erste Saison mit Rang vier in dem von  Eagle Rise gewonnenen  Preis des Winterfavoriten (Gr. III).

Soldier Hollow landete in sechs Rennsaisons 12 Siege: Darunter vier - wie hier im Alter von sieben Jahren mit Andrasch Starke im Großen Dallmayr-Preis - auf Gr. I-Ebene. Foto: www.galoppfoto.deSoldier Hollow landete in sechs Rennsaisons 12 Siege: Darunter vier - wie hier im Alter von sieben Jahren mit Andrasch Starke im Großen Dallmayr-Preis - auf Gr. I-Ebene. Foto: www.galoppfoto.de

Die Dreijährigen-Laufbahn umfasste gerade einmal zwei Starts. Es begann mehr als hoffnungsvoll, als er in Krefeld das  Dr. Busch-Memorial (Gr. III) unter  Filip Minarik leicht gegen den späteren Gr. I-Sieger  Ransom O'War sowie  Checkit und Eagle Rise gewinnen konnte. Das eröffnete beste Perspektiven im Hinblick auf den ersten Klassiker des Jahres, das Kölner  Mehl-Mülhens-Rennen (Gr. II), in dem Soldier Hollow dann auch als Favorit gesattelt wurde. Am Ende sprang hinter  Martillo,  Royal Price und Ransom O’War Rang vier heraus. Das war es auch schon für das Jahr 2003, wegen einer schweren, zeitweise sogar sein Leben attackierenden Krankheit war Soldier Hollow außer Gefecht. Es ist natürlich müßig zu spekulieren, was er hätte erreichen können. Seine spätere Laufbahn zeigt, dass er kein Steher war, zweimal nur ist er überhaupt über 2200 Meter gelaufen, weiter ging es nie, auch wenn seine Abstammung das durchaus zugelassen hätte. Das Derby, das Dai Jin gegen Ransom O’War und  Storm Trooper gewann, wäre also kaum sein Ding gewesen. Der Jahrgang, dem auch einige hochklassige Meiler angehörten, war so schlecht ohnehin nicht.

Vierjährig ging es für Soldier Hollow zunächst einmal zögerlich los. In Bremen war er zwar auf  Gr.- III-Parkett zunächst ordentlicher Vierter, dann konnte er aber ein kleineres Rennen in Düsseldorf nicht gewinnen und blieb auch in Baden-Baden blass. Platz zwei in  La Coupe (Gr. III) in Longchamp war dann ein deutlicher Ansatz, was folgte, war eine exorbitante Serie von vier Gruppe-Siegen in Folge, stets ging es über 2000 Meter. Überhaupt war meist erst der Sommer seine Zeit. Es begann mit dem  Hessen-Pokal (Gr. III), den er in Frankfurt unter  Andreas Suborics gegen Anolitas und seinen alten Widersacher Winning Dash gewann. Es folgte in Iffezheim der Preis der Sparkassen-Finanzgrupe unter William Mongil gegen Longridge und Morbidezza sowie erneut unter dem Franzosen in Frankfurt der Merrill Lynch-Euro-Cup (Gr. II) gegen Fight Club und Morbidezza. Als Saisonhöhepunkt gewann er schließlich den Premio Roma (Gr. I) in Rom gegen die Engländer Imperial Dancer und Gateman. Im von Alexander Goldrun gewonnenen Hong Kong Cup war er im Dezember dann offensichtlich über den Berg. Trotzdem wurde Soldier Hollow nach diesem bemerkenswerten Jahr zum „Galopper des Jahres“ gewählt.

Soldier Hollow mit William Mongil gewinnt den Grossen Dallmayr-Preis - Bayerisches Zuchtrennen, Gr. I, 2005. www.galoppfoto.deSoldier Hollow mit William Mongil gewinnt den Grossen Dallmayr-Preis - Bayerisches Zuchtrennen, Gr. I, 2005. www.galoppfoto.de2005 begann zunächst mit einem fünften Rang in Italien, dann ging es nach Hamburg zum Großen Hansa-Preis (Gr. II). In einem rauen und harten Finish kam Soldier Hollow zwar unter Andreas Suborics als Erster über die Linie, wurde aber in einer kontroversen Entscheidung disqualifiziert und hinter Simonas zurückgestuft. Unter dem Strich war es aber über eigentlich etwas zu weite 2200 Meter eine sehr gute Leistung, die Kompensation folgte auch auf dem Fuß: Soldier Hollow gewann in München-Riem unter William Mongil den Grossen Dallmayr-Preis (Gr. I) über 2000 Meter gegen den Trainingsgefährten Arcadio sowie den Franzosen Tiganello. Nach zwei zweiten Plätzen zu Dalicia in Baden-Baden und Manduro in Hoppegarten gab es noch einen erfolgreichen Ausflug nach Rom, wo er zum zweiten Mal in Folge den Premio Roma (Gr. I) gewinnen konnte, gegen Without Connexion, Epalo und Manduro.

Soldier Hollow (l.) mit Olivier Peslier als Sieger im Prix Dollar Casino Barriere de Montreux. www.galoppfoto.deSoldier Hollow (l.) mit Olivier Peslier als Sieger im Prix Dollar Casino Barriere de Montreux. www.galoppfoto.deDer sechsjährige Soldier Hollow benötigte einmal mehr einen Aufbaustart, er war Fünfter in Bremen, war dann im Premio Presidente (Gr. I) in Rom nur von dem Einheimischen Distant Way geschlagen. Auch in Köln gab es in der pferdewetten-de-Trophy (Gr. II) auf der wohl zu kurzen Meile nur Rang zwei hinter Arcadio. Fraglos eine seiner besten Leistungen überhaupt zeigte er anschließend in Chicago, als er in einer exzellent besetzten Arlington Million (Gr. I) hinter The Tin Man und Cacique Dritter war, aber vor Größen wie Ace, Better Talk Now und Phoenix Reach ins Ziel kam. Seine gute Verfassung unterstrich er mit einem Prestige-Sieg im Prix Dollar (Gr. II) über 1950 Meter in Longchamp, als er nach großem Ritt von Olivier Peslier Manduro knapp auf Rang zwei verweisen konnte. Er war damit das letzte Pferd überhaupt, das den späteren Welt-Champion schlagen konnte. Ein dritter Versuch im Premio Roma (Gr. I) verlief dann nicht ganz so erfolgreich, er endete in dem von Cherry Mix gewonnenen Rennen auf zu weicher Bahn auf Rang vier.

Soldier Hollow mit Andrasch Starke gewinnt den Grossen Dallmayr-Preis, Gr. I, 2007. www.galoppfoto.deSoldier Hollow mit Andrasch Starke gewinnt den Grossen Dallmayr-Preis, Gr. I, 2007. www.galoppfoto.deEin letztes Rennjahr sollte es noch geben und Soldier Hollow war so gut wie eh und je. Er startete mit Rang vier im Prix d’Harcourt (Gr. II), gefolgt vom dritten Platz im Premio Presidente (Gr. I). Im Juni setzte er sich dann als klarer Favorit im Großen Preis der Wirtschaft (Gr. III) in Dortmund gegen Banknote durch, wurde dann noch einmal nach München verladen, wo er unter Andrasch Starke zum zweiten Mal den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) gegen Formal Decree und Dominante gewinnen konnte. Nach einem zweiten Platz im Iffezheimer Darley-Oettingen-Rennen zu der klassischen Siegerin Mi Emma, die sieben Kilo weniger tragen musste, fiel dann endgültig der Vorhang.

Nach dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis, Gr. I, 2007  Besitzer Helmut von Finck mit Tochter Samira. www.galoppfoto.deNach dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis, Gr. I, 2007 Besitzer Helmut von Finck mit Tochter Samira. www.galoppfoto.de31 Starts hat Soldier Hollow absolviert, zwölf Rennen gewonnen, in jeder Saison zumindest ein Black Type-Rennen, zwölfmal war er platziert. Schon zweijährig hatte er ein Rating von 91 kg, dreijährig dann 95 kg und in jedem der Folgejahre zumindest 98 kg – eine solche Beständigkeit ist mehr als ungewöhnlich. 2007 bekam er sogar 99 kg, auch wenn seine Leistungen mit dem Sieg in Longchamp gegen Manduro und Rang drei in den USA sechsjährig vielleicht sogar noch besser waren. 2000 Meter waren sicher seine beste Distanz, 1800 Meter wären auch sehr gut gewesen, aber über diese Strecke werden selten große Rennen gelaufen.

Zitieren wir abschließend einige Passagen aus dem englischen Kompendium „Timeform 2007“: „One of longest and most consistently successful careers of recent seasons in European pattern races came to an end at Baden-Baden in August when Soldier Hollow was retired from racing at the age of seven. Although campaigned internationally – he won good races in France and Italy and also competed in Hong Kong and the States – his travels never took him to Britain, which largely accounts why his exploits are in danger of being overlooked in the country where he was bred.” (…) “A reliable racehorse who acted on firm and soft ground, Soldier Hollow was a credit to his connections.”   

 

Die Pedigree-Analyse


Der große  Sadler’s Wells, der beste Vererber unserer Zeit, hat sich mit seinen Nachkommen schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Der im biblischen Alter von 30 Jahren 2011 in Coolmore eingegangene Sohn von Northern Dancer, der selbst eine Legende war, hat unzählige erstklassige Nachkommen hinterlassen. Inzwischen beherrschen seine Söhne die einschlägigen Deckhengst-Statistiken, sind nahtlos in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Galileo und Montjeu als Spitzenreiter in Europa sind da nur zwei Beispiele. Ein Sohn von Sadler’s Wells stand im irischen Kildangan Stud nie so ganz im Fokus, er ging auch früh ein, 2004 mit 18 Jahren und wie so oft merkte man erst danach, was man an ihm hatte: In The Wings, dreifacher Gr. I-Sieger, im Breeders‘ Cup Turf, im Coronation Cup und im Grand Prix de Saint-Cloud. Er wurde über die Jahre ein hervorragender Vererber und er hat, in der Tradition seines ihn überlebendes Vaters, sehr gute Deckhengste gebracht.

Singspiel, selbst inzwischen eingegangen, ist zu nennen, dann Act One, Central Park, Kutub und der lange in Deutschland aktive Winged Love. Deutschland hat ohnehin eine ganz besondere Affinität zu dem Hengst, der aus einer Shirley Heights-Mutter stammt. Von seinen Söhnen stehen hier der mehrfache Gr. I-Sieger und klassische Vererber Mamool, der Derbysieger Adlerflug und Soldier Hollow, „Galopper des Jahres“, Gruppe I-Sieger, über viele Jahre ein Ausnahmegalopper.

Stallion Soldier Hollow - 2012 neu im Gestüt Auenquelle. www.klatuso.comStallion Soldier Hollow - 2012 neu im Gestüt Auenquelle. www.klatuso.com

Die Mutter Island Race ist nur sechsmal gelaufen, ausschließlich dreijährig, gewann dabei in der Obhut von James Fanshawe zwei Rennen über 1200 Meter in Thirsk und Kempton. Soldier Hollow war ihr Erstling, er ging am 19. Oktober 2001 über die Internationale Vollblut-Agentur (IVA) für 75.000 gns. bei Tattersalls in Newmarket in den Besitz von Helmut von Finck über. Auch der zweite Nachkomme von Island Race kam nach Deutschland, es war der 2002 geborene Day Walker (Dr. Devious), der für WH Sport International dreijährig das Fürstenberg-Rennen (Gr. III) und den Hapag Lloyd-Pokal (LR), das damalige „Ersatz-Derby“ gewann. Vierjährig wurde er nach einem zweiten Platz in einem Gr. III-Rennen in Italien nach Norwegen verkauft, wo er sich noch auf Gruppe-Ebene platzieren konnte. Danach brachte Island Race mit Hurst Point (Pivotal), Peregrine Falcon (In The Wings) und Sea Chorus (Singspiel) drei weitere Sieger. Eine zwei Jahre alte Stute von Authorized ist für Scheich Mohammed Bin Khalifa Al-Thani bei Sir Michael Stoute im Training, eine Jährlingsstute von Kheleyf ersteigerte Con Marnane im Sommer bei der Jährlingsauktion in Doncaster.

Island Race ist eine Tochter des hochklassigen Meilers Common Grounds (Kris), sie ist Schwester von vier Siegern, darunter Krystal Max (Classic Music), der 17 Rennen gewinnen konnte. Spannend wird das Pedigree in der übernächsten Generation, denn die vierte Mutter ist die große Renn- und Zuchtstute Lisadell (Forli), die u.a. die Coronation Stakes (damals Gr. II) und die Athasi Stakes (Gr. III) gewinnen konnte. Die rechte Schwester des erstklassigen Rennpferdes und Deckhengstes Thatch (Forli) ist Stamm-Mutter einer Reihe von hochklassigen Pferden. Sie ist direkte Mutter von Fatherland (Sadler’s Wells), Sieger u.a. in den Smurfit National Stakes (Gr. I) und Zweiter in den Irish 2000 Guineas (Gr. I), ist zweite Mutter von Miss Tobacco (Forty Niner), die den Ostermann-Pokal (Gr. III) gewinnen konnte sowie dem Del Mar Handicap (Gr. I)-Sieger und Deckhengst Sword Dance (Nijinsky). Gruppe I-Sieger und Deckhengste, die auf Lisadell zurückgehen, sind Bachelor Duke (Miswaki), Endless Hall (Sadlers‘ Hall) und El Condor Pasa (Kingmambo).   

Soldier Hollow ist 3x5x5 auf Northern Dancer (Nearctic) ingezogen. Und das Blut der erwähnten Lisadell findet man auch im väterlichen Teil des Pedigrees: Special (Forli), die zweite Mutter von Sadler’s Wells (Northern Dancer), ist eine rechte Schwester von ihr.

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