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Deckhengste im Porträt: Lord of England

Lord of England im Gestüt Etzean. www.franknolting.de

Autor: 

Daniel Delius

Er ist der Champion-Deckhengst mit seinem ersten Jahrgang 2010 in Deutschland und gehörte in diesem Jahr im  Gestüt Etzean zu den meistbeschäftigten Deckhengsten in Deutschland. Daran dürfte sich auch in der kommenden Saison nicht viel ändern, denn  schon jetzt ist er Vater der Black Type Pferde  Salona, Siegerin im 137. Zukunfts-Rennen (Gr. III), Gr. III-Sieger  Theo Danon, dem Gr. I-Platzierten Pakal, Listensieger Acadius sowie der Gr. III-Platzierten Night of Dubai und Dubai Star, listenplatziert im Hürdenrennen in Frankreich. 

Die Rennlaufbahn

Wenn ein Dreijähriger im Sommer ein Gruppe I-Rennen gegen ältere Konkurrenz gewinnt, dann ist das schon ein besonderes Zeichen von Klasse.  Lord of England ist dies gelungen, er gewann im Juli 2006 den Grossen Dallmayr-Preis (Gr. I) über 2000 Meter in München-Riem, Höhepunkt und bedauerlicherweise auch das Ende seiner Karriere, denn anschließend konnte er verletzungsbedingt nicht mehr herausgebracht werden.

Lord of England wurde von  Mario Hofer in Krefeld für den  Stall Lucky Owner trainiert. Er war zumindest zweijährig eine unbekannte Größe für die deutschen Rennbahnbesucher, denn seine sämtlichen Starts, vier an der Zahl, gingen in Italien über die Bühne. Er gewann gleich beim Debut im Juni 2005 in Mailand ein  1400-m-Rennen gegen Pressing (Soviet Star), der später ein ausgezeichnetes Rennpferd werden sollte, der genau drei Jahre nach Lord of England ebenfalls den Grossen Dallmayr-Preis (Gr. I) gewinnen konnte, zudem Sieger im Premio Roma (Gr. I) sowie in fünf weiteren Gruppe-Rennen war. Vier Wochen nach ihrem gemeinsamen Debut musste Pressing wieder die Überlegenheit von Lord of England anerkennen, als dieser erneut in Mailand den Premio Giuseppe de Montel, ein Listenrennen über 1500 Meter gewann. In einem weiteren Listenrennen in Florenz kam Lord of England dann auf Rang vier, doch musste er dem gesamten Feld Gewicht vorgeben. Zum Saisonschluss sattelte ihn Mario Hofer im Gran Criterium (Gr. I) über 1600 Meter in Mailand. Nur vier Pferde waren am Start, doch handelte es sich, wie natürlich erst sehr viel später festgestellt werden konnte, um ein erstklassig besetztes Rennen. Als Sieger ging der der Fährhofer Lateral (Singspiel) durch Ziel, Platz zwei  belegte Dionisia (Tejano Run), knapp zurück wurde Lord of England deutlich vor Electric Beat (Shinko Forest) Dritter. Lateral stieg zum deutschen Meilenchampion auf, Dionisia gewann im Jahr darauf die Oaks D’Italia (Gr. I) und Electric Beat wurde der beste deutsche Flieger seiner Zeit. Lateral , Lord of England und Electric Beat sind als Deckhengste aufgestellt worden. So wurde Lord of England schon zweijährig das hohe Rating von 92 zugeteilt.

Das konnte er im darauffolgenden Jahr noch einmal um 5,5 Kilo steigern. Es begann im Dr. Busch-Memorial (Gr. III) über 1700 Meter in Krefeld, wo er im dreiköpfigen Aufgebot seines Trainers am Toto nur die dritte Wahl war, sich am Ende aber nur dem Röttgener Aspectus (Spectrum) geschlagen geben musste, seinerseits vor Oriental Tiger (Tiger Hill) war. Das Mehl-Mülhens-Rennen (Gr. II) war das logische nächste Ziel. Erneut schlug sich Lord of England respektabel, er wurde eine gute Länge hinter dem Sieger, dem englischen Gast Royal Power (Xaar), Dritter, auf Rang zwei kam Aspectus durchs Ziel.

Die Derby-Route war für Lord of England von vornherein kein Thema gewesen, denn sein Stehvermögen war begrenzt. So ging sein Team in den Großen Preis der Wirtschaft (Gr. III) in Dortmund, in dem er als einziger Dreijähriger unter Andrasch Starke als 17:10-Favorit antrat. In einem internationalen Feld mit Startern aus Frankreich und Dänemark setzte sich Lord of England mit dreieinhalb Längen Vorsprung auf Lazio (Dashing Blade) und Willingly (Second Set) durch.

Der Grosse Dallmayr-Preis (Gr. I) war das nächste Ziel. Mit gerade einmal fünf Teilnehmern war das Feld zwar sehr übersichtlich, doch entschädigte die Klasse. Favorit war der dreifache Gruppe-Sieger Arcadio (Monsun), hinzu kam aus Frankreich der kurz vorher im Prix d’Ispahan (Gr. I) erfolgreiche Laverock (Octagonal), die aktuelle Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Almerita (Medicean) und der mehrfache Gruppe-Sieger Fight Club (Lavirco). Doch dieses Quartett bedeutete kein Problem für Lord of England, der sich unter Andrasch Starke sicher gegen Laverock, Almerita, Fight Club und Arcadio durchsetzte.

Aus den anfangs erwähnten Gründen konnte Lord of England seine Karriere nicht mehr fortsetzen. Bei acht Starts kam er zu vier Siegen, war ansonsten stets im Geld. Von den Bodenverhältnissen war er völlig unabhängig, er zeigte herausragende Leistungen bei gutem, ja nahezu festem, wie auch bei weichem Geläuf.   

Die Abstammung

Lord of England Vater Dashing Blade (Elegant Air) zählt zweifellos zu den herausragenden Deckhengst-Importen der letzten Jahrzehnte. Er selbst war ein exzellentes Rennpferd, gewann zweijährig die Dewhurst Stakes (Gr. I), dreijährig den Gran Premio d’Italia (Gr. I) und den Prix Eugene Adam (Gr. II). Im Bayerischen Zuchtrennen (Gr. I), das sein Sohn 19 Jahre später gewinnen sollte, scheiterte er nur an Turfkönig (Anfield). Er ist Vater von drei Gruppe I-Siegern, neben Lord of England noch Faberger und Noble Pearl, hat zudem eine ganze Serie von weiteren Gr.-Siegern gebracht.In Deutschland war er 1998 Champion der Vererber und in der einschlägigen Statistik stets auf einem der vorderen Plätze zu finden. Zahlreiche Söhne von ihm sind bereits erfolgreich in der Zucht, wie etwa Adieu,  Eden Rock, Soave, Touch Down, War Blade und Zöllner.

Die mütterliche Linie von Lord of England gehört zu den führenden Familien in den vergangenen Jahren in Deutschland. Sie geht auf die Mitte der 60er Jahre von Walther J. Jacobs importierte Love In (Crepello) zurück. Die Namen ihrer erfolgreichen Nachkommen in erster, zweiter und dritter Generation könnten Bände füllen. Gruppe I-Sieger sind Lomitas (Niniski), Lirung (Connaught), Lagunas (Ile de Bourbon), Lady Marian (Nayef), Lavirco (Königsstuhl), hinzu kommen die klassischen Sieger La Blue (Bluebird) und Laveron (Königsstuhl). Lord of England selbst ist Bruder der Listensieger Loriango (Acatenango) und Lonango (Acatenango). Der Vater seiner Mutter Loveria, die zweijährig Zweite auf Listenebene war, ist der erstklassige Gruppe-Sieger Los Santos (Caracol), auch ein Fährhofer.   

Daniel Delius, Dezember 2011


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