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Danedream schreibt Geschichte in Ascot

She did it again: Danedream lässt Andrasch Starke auch in Ascot jubeln! Foto (Archiv): Frank Sorge

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Turf aktuell

Die 4jährige Lomitas-Tochter Danedream gewinnt als erste Deutsche die King George VI and Queen Elizabeth Stakes (Gruppe I, 2414m, ca. 1,28 Mio. €) am Samstag auf der englischen Rennbahn in Ascot (hier geht es zum Video bei RaceBets.com: Klick!). Mit Andrasch Starke im Sattel bezwingt die von Peter Schiergen trainierte Arc-Siegerin in einem Wimpernschlagfinish den mitavorisierten Titelverteidiger Nathaniel (William Buick). Dritter wurde der fünffache Gruppe I-Sieger St Nicholas Abbey (Joseph O'Brien) aus Irland vor dem letztjährigen französischen Derby-Sieger Reliable Man (Olivier Peslier) und dem favorisierten Sea Moon (Ryan Moore).

Die im Besitz des Gestüts Burg Eberstein und Teruya Yoshida stehende Stute hatte durch ihren letzten Start im französischen Grand Prix de Saint-Cloud etwas von ihrem internationalen Renommee, das sie sich als überlegene Arc-Siegerin in Rennrekordzeit verdient hatte, verloren. Nach dem Flop als Letzte in Saint-Cloud ging sie nur als 100:10 Außenseiterin des zehnköpfigen Feldes ins Rennen. Ein Grund für die hohe Siegeventualquote lag allerdings auch in der Qualität der Gegnerschaft. Danedream hatte sich für ihren ersten Start im Mutterland des Turfs eine erstklassige Konkurrenz ausgesucht, in der es von profilierten Vollblütern aus vier weiteren Nationen nur so wimmelte. In manch anderem Jahr der letzten Dekade wäre ein Erfolg in Ascot auf dem Papier leichter gewesen.

Andrasch Starke versteckte die deutsche Stute in einem anfangs nicht allzu schnellen Rennen im Mittelfeld des Pulks an der Innenseite. Der als Pacemaker ins Rennen gegangene Robin Hood hatte nach einem verpatzten Start Schwierigkeiten, die ihm zugedachte Rolle zu übernehmen und brauchte einige Zeit, bis er an die Spitze gelangt war und vor dem aus Frankreich angereisten Dunaden (Craig Williams) und Brown Panther (Kieren Fallon) die Führungsarbeit verrichtete. Schon vor Erreichen des Schlussbogens sendete er Notsignale und wurde nach hinten durchgereicht.

Zu diesem Zeitpunkt verschärfte sich das Tempo und William Buick auf dem frischen Eclipse-Sieger Nathaniel und Andrasch Starke auf Danedream bemühten sich nachdrücklich, den Kontakt nach vorne herzustellen. In der Zielgerade lief es früh auf ein Duell dieser beiden hinaus, da Dunaden an Innenseite und Brown Panther in der Bahnmitte nachließen und die beiden von weit hinten den Weg nach vorne suchenden St Nicholas Abbey und Sea Moon nicht in den Turbogang fanden. Beide hatten sich zu weit aus dem Rennen hinausgelegt und konnten den Abstand nach vorne nicht mehr entscheidend verkürzen. Als Joseph O’Brien auf dem Vorjahresdritten St Nicholas Abbey bei seinem Angriff ganz an der Außenseite erkannte, dass sein Hengst nicht in der erhofften Manier am Feld vorbeifliegen würde, übertrieb er es mit dem Peitscheneinsatz und fing sich eine Geldbuße und eine siebentägige Sperre ein. Seine Bestrafung fiel damit härter aus als die von Andrasch Starke (sechstägige Sperre) und William Buick (zweitägige Sperre), die ebenfalls wegen übertriebenen Peitschengebrauchs von der englischen Rennleitung gemaßregelt wurden.

Die letzten 200 Meter waren ganz dem Duell von Nathaniel und Danedream vorbehalten. Die in Front gezogene Brite aus dem Quartier von John Gosden hielt den Vorsprung zunächst eisern fest und schien eine Wiederholung seines Vorjahreserfolgs in dieser Prüfung in greifbarer Nähe zu haben, doch exakt auf Zielhöhe hatte Danedream zum ersten Mal im gesamten Rennen die Nase vorn. Dies wies zumindest die Zielfotografie aus, nachdem beide Jockeys beim Auscantern offensichtlich ratlos waren, wer von ihnen sich nun über den Sieg freuen dürfte. Erst nach der Verkündigung des Richterspruchs realisierte Starke, dass er nach dem Arc nun auch noch einen Sieg im britischen „Sommer-Arc“ als Jockey feiern konnte. Weder ein deutscher Jockey noch ein in Deutschland trainierter Vollblüter konnte ein solches Double bislang feiern.

Internationale Vorbilder unter den Vollblütern der Steher-Extraklasse für ein solches Double gibt es in der jüngeren Vergangenheit allerdings einige. Dem Iren Dylan Thomas gelang 2007 der Sieg in den King George und dem Arc im selben Jahr, während der aus Ammerländer Zucht stammende Hurricane Run 2006 die King George in einem ähnlich die Nerven beanspruchenden Finish gewonnen hatte, nachdem er sich wie Danedream ein Jahr zuvor in die Arc-Siegerliste hatte eintragen können. Einer Stute blieb ein solcher Doppelerfolg bislang allerdings versagt, so dass Danedream nicht nur deutsche Tuurf-Geschichte als erste deutsche King George-Siegerin schrieb, sondern auch ein eigenes Kapitel in der internationalen Turf-Geschichte als erste Stute mit einem Arc-King George-Double für sich beanspruchen kann.

Für Danedream ist nach dem vierten Gruppe I-Erfolg ihrer Rennkarriere die Arc-Titelverteidigung Anfang Oktober das erklärte Saisonziel. Die englischen Buchmacher reagierten postwendend auf den Sieg in Ascot und kürzten die Festkurse dafür auf 70:10 (von zuvor 170:10), so dass sie als zweite Favoritin hinter dem Doppelderby-Sieger Camelot rangiert.. Bis zum Arc-Start sind es noch mehr als zwei Monate, so dass die Lomitas-Tochter dazwischen noch einen weiteren Start absolvieren soll und dabei zur Titelverteidigung in Baden-Baden antreten wird.

Doch schon jetzt hat Danedream ihren Platz im deutschen Vollblut-Olymp gesichert. Rund 683.000 Euro werden auf das Konto der Besitzer überwiesen. Damit ist Danedream mit gewonnenen rund 3,62 Millionen Euro das gewinnreichste deutsche Sportpferd aller Zeiten, löste in dieser Position Paolini ab. In diesem Jahr hatte sie mit einem Sieg in Baden-Baden begonnen, war dann in Saint-Cloud nur Letzte gewonnen. Trotz dieser Enttäuschung hatte Schiergen an einem Start in England festgehalten, "weil sie im Training so überzeugt hat."

Im Frühjahr 2010 hatte Danedream, die im Gestüt Brümmerhof nahe dem niedersächsischen Soltau gezogen ist, bei einer Auktion in Baden-Baden gerade einmal 9.000 Euro gekostet. Im Nachhinein war es einer der besten Deals in der Geschichte der internationalen Pferdezucht.

 

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