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Counterattack - ein neuer Hengst in Deutschland

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 498 vom Donnerstag, 14.12.2017

Es war in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Coolmore sich ernsthaft damit beschäftigte, Deckhengste nicht nur im Frühjahr in Irland einzusetzen, sondern sie auch im Sommer nach Australien zum Deckeinsatz und retour zu fliegen. Der erste prominente Hengst war Danehill, der im Sommer 1990 erstmals zum fünften Kontinent reiste und von Beginn an ein großer Erfolg wurde. Er wurde mehrfach Championvererber in Australien, dazu in Großbritannien/Irland und in Frankreich. Zehnmal flog er nach Australien, ein Jahr stand er im Übrigen in Japan, wurde in beiden Hemisphären einer der einflussreichsten Deckhengste der modernen Zeit.  

Seitdem sind die entsprechenden Flieger im Sommer und kurz vor Weihnachten voll von Hengsten, die zwei Deckzeiten absolvieren. Und längst sind es nicht nur auf der Rennbahn in Europa erfolgreiche Hengste, die aktiv werden, sondern auch welche, die ihre Rennkarriere in Australien absolviert haben. Exceed and Excel, ein Danehill-Sohn, ist ein aktuell lebendes, positives Beispiel. Darley hat mit ihm zusammen gleich, wenn wir denn richtig gerechnet haben, sieben Hengste im europäischen Portfolio, die ihre Erfolge in Australien erzielt haben, darunter die aus der Anna Paola-Linie stammenden Brüder Epaulette und Helmet.

Es war also nur eine Frage der Zeit, wann der erste in Australien gelaufene Hengst in Deutschland eine Deckhengstbox bezieht. Das ist jetzt Counterattack, der, wenn der Zeitplan eingehalten wird, am Heiligabend im Gestüt Karlshof eintreffen wird, eine willkommene Ergänzung der doch sehr ausgedünnten deutschen Szene.

Es ist ein noch junger Hengst, der im Sommer im Kitchwin Stud in Australien seinen Start in der neuen Karriere hatte. Auf der Rennbahn hat er in drei Rennzeiten auf kurzen Distanzen wenig ausgelassen. Er war 26mal am Start, hat viermal auf Distanzen zwischen 1100 und 1350 Metern gewonnen, war siebenmal Zweiter und viermal Dritter. Seine Gewinnsumme betrug etwas mehr als 900.000 A-Dollar (ca. €573.000). Trainiert wurde er stets von Chris Waller.

Zweijährig gewann er sein erstes Rennen in Warwick Farm, über 1200 Meter ein Handicap, doch dann ging es gleich auf höherer Ebene weiter. Im Champagne Classic (Gr. II) und in den Sires Produce Stakes (Gr. II) wurde er jeweils Vierter. Dreijährig gewann er gleich innerhalb von vier Wochen zwei Listenrennen in Randwick, die ATC Heritage Stakes über 1100 Meter und die Brian Crowley Stakes über 1200 Meter. In der weiteren Kampagne belegte er Rang zwei in den Arrowfield Stakes (Gr. II) und dritte Plätze in den Ascot Vale Stakes (Gr. I) und den Eskimo Prince Stakes (Gr. III), bevor er das Fred Best Classic (Gr. III) über 1350 Meter in Doomben unter James McDonald gewinnen konnte. Vierjährig blieb er sieglos, doch war er mehrfach sehr gut platziert. Im Doomben 10000 (Gr. I) scheiterte er nur an Redzel, aktuell Sieger im „Everest“, dem neuen Millionen-Sprint in Australien, dazu gab es zweite Plätze in den Linlithgow Stakes (Gr. II) und den Theo Marks Stakes (Gr. II). In einem Land, das mit die besten Flieger der Welt hat, wie dementsprechende Vergleiche in Royal Ascot seit Jahren zeigen, gehörte er fraglos zu den besten Spezialisten auf kurzen Distanzen.

Sein Vater Redoute’s Choice (Danehill) war mehrfacher Champion-Vererber in Australien, 2013 und 2014 stand er als Shuttle-Hengst im Haras de Bonneval des Aga Khan in Frankreich. So ganz haben seine dortigen Nachkommen bisher noch nicht überzeugen können, doch ist das Kapitel noch nicht geschlossen.

Die Mutter Kisma (Snippets) hat drei Rennen gewonnen, sie hat vor Counterattack bereits zwei von Dane Shadow stammende Gr.-I-Sieger gebracht: Red Tracer, Siegerin in 15 Rennen, zwei davon auf Gr. I-Ebene, dazu sieben weitere Gr.-Rennen, sowie Shellscrape, der insgesamt drei Gr.-Rennen gewinnen konnte. Interessant ist natürlich, dass Counterattack den Cross von Snitzel vorweisen kann. Der australische Championdeckhengst  stammt ebenfalls von Redoute’s Choice aus einer Snippets (Lunchtime)-Mutter ab.

Das ist ganz sicher ein für europäische Verhältnisse schwierig zu lesendes Pedigree. Aber es ist in Australien höchst erfolgreich und dies ist nun einmal ein Land, in dem einige der besten Flieger der Welt beheimatet sind. Deshalb ist Counterattack, für den eine Decktaxe von  6.500 Euro aufgerufen wird, hierzulande fraglos ein spannender Hengst. 

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