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Cheltenham Countdown - Teil 1

Cheltenham ist das Mekka des Hindernissports in England. www.galoppfoto.de - Balogh

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 200 vom Freitag, 03.02.2012

Der Hindernissport in England und Irland stand am vergangenen Wochenende ganz im Zeichen der sog. „Trial-Days“, Vorprüfungen aller Couleur für DAS Event des Sports, auf das eine jede Saison abzielt: das Cheltenham-Festival, nunmehr an vier Tagen Mitte März gelaufen.  Da erscheint es an der Zeit, sich langsam aber sicher einzustimmen auf die Rennen,  Ross und Reiter:  beginnend mit der heutigen Ausgabe der Turf-Times schauen wir uns daher die wichtigsten Rennen des Meetings – in chronologischer Reihenfolge – genauer an; abschließend mit einem aktuellen Round-Up sollten wir dann vorbereitet sein für eine der Veranstaltungen im englischen Rennkalender überhaupt, wenn der Prestbury Park am 13.März 2012 seine Tore öffnet.
Cheltenham selber und Leopardstown in Irland waren am letzten Samstag (und Sonntag) Veranstalter der Trials, und während in Irland aufgrund der Witterungsverhältnisse und des daraus resultierenden schweren Geläufs so manch ein Favorit auf der Strecke blieb, ging es in England gesitteter zu. Trainer Alan King und Ersatz-Jockey Wayne Hutchinson (Stall-Jockey Robert „Choc“ Thronton ist verletzungsbedingt außer Gefecht) unterstrichen ihre gute Form mit drei Siegen, von denen Grumeti im Triumph-Hurdle Trial der Bedeutendste  war, auch wenn  er den Sieg erst am grünen Tisch erhielt. Ein Fährhofer Gr. III-Sieger über Sprünge - The Giant Bolster. Foto: JJ ClarckEin Fährhofer Gr. III-Sieger über Sprünge - The Giant Bolster. Foto: JJ ClarckDer vom Gestüt Fährhof gezogene Black Sam Bellamy-Sohn The Giant Bolster entschied ein Handicap – Gruppe III-Rennen über 4600m in atemberaubendem Stil – von vorne geritten sah er nie einen Gegner und verabschiedete sich auf 17 Längen- für sich; nach einem Sieg vor Jahresfrist an gleicher Stätte war nicht immer alles nach Plan gelaufen; der Sieg vor dieser Kulisse Balsam für die geschundene Seele des „kleinen“ Trainers David Bridgewater. Ebenfalls aus einem sehr kleinen Quartier stammt der Sieger der Argento-Chase, des „Gold-Cup Trials“, auch wenn die Hauptspieler wie Long Run und Kauto Star natürlich fehlten; der Sieger Midnight Chase (Trainer Neil Mulholland) hatte im letzen Jahr eine respektablen 5.Platz im Gold Cup belegt. Star des Tages war natürlich der unvergleichliche Big Buck´s, welcher letztendlich wenig Mühe hatte, seinen 15. Sieg in Folge einzufahren, auch wenn es im Rennen erneut einige Schreckenssekunden für seine Fans gab – Big Buck´s unvergleichliches Phlegma ließ erneut den Atem stocken; er löste sich aber letztendlich auf 7 Längen – Business as usual, so to say. 2009 hatte in eben diesem Rennen, der Cleeve Hurdle,  seine Siegesserie begonnen.
In Leopardstown gab sich der amtierende Champion Hurdle Sieger Hurricane Fly die Ehre, sein erster Auftritt seit Mai 2011. Trotz der aufgeweichten Bahn und der langen Pause war es erneut ein lächerlich leichter Sieg für diesen fragilen, aber so talentierten Hurdler. Trainer Willie Mullins, Sohn des legendären Paddy und in Irland so dominant, wie es Paul Nicholls in England ist, gab sich nach dem Rennen erleichtert: “Das wollten wir sehen. Nun versuchen wir, ihn in einem Stück nach Cheltenham zu bringen.“ Hurricane Fly, der einige Wochen vor den Trials in Leopardstown einen Rennbahn-Galopp absolvierte, in zentimeterdicken Bandagen, wird in seinen Rennen im Übrigen von Ruby Walsh gesteuert; in einem auf diesem Level wohl einmaligen Arrangement teilen sich Mullins und Paul Nicholls die Dienste von Walsh – Nicholls hat in England, Mullins in Irland den Ersten Ruf; Ausnahme Cheltenham – hier ist dann Diplomatie auf allen Seiten gefragt.
Außer Frage steht schon jetzt, dass Walsh in der Champion Hurdle in einen irischen Sattel steigen wird, Hurricane Fly ist heißer Favorit für das Rennen, fast ein „Banker“; den Ritt wird sich Walsh nicht entgehen lassen.

Die Champion Hurdle ist – am ersten Tag des Meetings gelaufen - somit auch das Rennen, mit welchem wir den „Countdown“ beginnen wollen.

Mit 3319 m (2m ½ furlong) ist die Champion Hurdle ein Rennen für die „Sprinter“ der Hürdenpferde, und durchaus ein Rennen für Spezialisten. Das Rennen wird auf dem sog. „Old Course“ der Rennbahn gelaufen, und es werden acht Hindernisse gesprungen. Die erste Austragung des Rennens fand 1927 statt; aus kleinen Anfängen erwuchs dann langsam das prestigereiche Championship-Event der heutigen Tage. Fünf Pferden gelang es, das Rennen dreimal in Folge zu gewinnen, zuletzt zwischen 1998-2000 der Ire Istabraq, unter der Regie von keinem anderen als Flach-Genie Aidan O´Brien. Diverse Pferde sind Doppel-Sieger des Rennen, so vor allem in den 70iger Jahren, der „Golden Era of Hurdlers“ die  Heroen Bula, Comedy of Errors, Night Nurse, Monksfield (ein seltener Hengst unter den Hindernis-Pferden, der als Deckhengst auch immer einmal wieder in den Pedigrees auf der Mutterseite auftaucht) und Sea Pigeon; im letzen Jahrzehnt der kleinen Terrier und Kämpfer Hardy Eustace.

Cheltenham lockt die Zuschauermassen zum Meeting im März. www.galoppfoto.deCheltenham lockt die Zuschauermassen zum Meeting im März. www.galoppfoto.de

Trainer Nicky Henderson ist mit fünf Siegen, davon drei mit dem verletzungsanfälligen See You Then, der aufgrund seiner seltenen Rennbahnauftritte (praktisch nur in Cheltenham) vom Publikum direkt in „See you When“ umgetauft wurde, zusammen mit dem ebenfalls noch aktiven, aber heute nicht mehr auf diesem Level agierenden Peter Easterby erfolgreichster Trainer. Nach Hurricane Fly, zwischen dem und dessen zweiten Sieg in diesem Jahr nach Meinung aller Experten eigentlich nur seine anfälligen Beine stehen, hat allerdings Henderson zum jetzigen Zeitpunkt die besten Chancen auf Sieg Nr. sechs; drei der fünf im aktuellen Wettmarkt führenden Pferde stehen in seinem Stall: Grandouet, im letzten Jahr Dritter in der Triumph Hurdle und in dieser Saison bis auf einen Sturz mit dem Sieg in der Hand ungeschlagen; Binocular, Sieger der Champion Hurdle in 2010, sowie Oscar Whiskey, der sich im walisischen Besitz befindet, die „einheimische“ Welsh Champion Hurdle im letzten Jahr gewann (die Rennbahn Ffos Las, auf der das Rennen gelaufen wird, gehört dem Besitzer von Oscar Whiskey, Dai Walters) und  im letzten Jahr Dritter in der Champion Hurdle; er könnte auf Wunsch des sehr willenstarken Besitzers allerdings auch in der World Hurlde gegen Big Buck´s laufen.

Hoch im Wettmarkt steht auch der Sieger der letztjährigen Triumph-Hurdle, der Zarkava-Bruder Zarkandar, doch in diesem seltenen Fall spricht der Name des Trainers Paul Nicholls eher gegen ihn – noch nie gelang Nicholls ein Sieg in diesem Rennen, und Ruby Walsh wird wohl auch nicht zur Verfügung stehen. Die Tatsache, dass der  Vorjahres-Zweite Peddler´s Cross trotz eines so gut wie sicheren Starts über die großen Sprünge immerhin an achter Stelle im Wettmarkt befindet, spricht Bände über das Vermögen der anderen für das Rennen genannten Pferde; es ist einfach beinahe unmöglich, in diesem Jahr weiter als bis zu Hurricane Fly (im Übrigen ein Sohn des formidablen Montjeu) zu schauen.


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