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BBAG-Jährlingsauktion: Es geht weiter aufwärts

NN aus der Boccassini von New Approach wird von John O'Kelly versteigert, der Hammer fällt am Ende bei €85.000. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 231 vom Donnerstag, 06.09.2012

Zu denjenigen, die von der BBAG-Jährlingsauktion Jahr für Jahr profitieren, gehört auch die in der Baden-Badener Innenstadt liegende Lokalität "Leo's". Immer im Anschluss an diese Auktion findet sich dort die komplette ausländische Agentenriege ein, aufgefüllt durch Züchter und Trainer. So war es auch am vergangenen Freitag, als hochprozentige Getränke in Strömen flossen und feierfreudige Herrschaften wie Peter Doyle, Tom Goff oder Angus Gold erst zu später (oder früher) Stunde die gastliche Stätte verließen.

Auch das ist ein Geheimnis der Auktion der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) und trägt zu deren Beliebtheit bei. Das Umfeld stimmt, es kann gut gegessen und getrunken werden, im Übrigen auch noch zu halbwegs zivilen Preisen, vergleicht man diese mit denen in Deauville oder England. Auch deshalb kommen so viele Gäste dorthin, nicht nur natürlich, schließlich muss auch das Angebot stimmen. Das war bei der Auflage 2012 ganz sicher der Fall, was sich in einem Ergebnis ausdrückte, das leicht über dem Vorjahr lag und angesichts der wirtschaftlichen Situation in Europa absolut akzeptabel war. Im Vergleich zu Deauville und Doncaster hat sich Iffezheim ganz hervorragend aus der Affäre gezogen. Und dass die Zeiten, in denen es Zuschläge bis zu 710.000 Euro gab, zumindest im Moment vorbei sind, verwundert niemanden. Trotzdem kann bei dieser Auktion niemand fehlen, der in der europäischen Szene Rang und Namen hat. "Es waren", fasste es mit Georges Rimaud, der rechten Hand des Aga Khan in züchterischen Fragen, ein sicherlich unabhängiger Beobachter zusammen, "einige gute und sogar einige sehr gute Jährlinge im Ring."

Salestopperin: Eine Stute von Dubawi - Elusive Flash für 320.000 €. Foto: Karina StrübbeSalestopperin: Eine Stute von Dubawi - Elusive Flash für 320.000 €. Foto: Karina Strübbe

Der beste, zumindest was den Preis anbetraf, war eine über Ronald Rauscher angebotene Dubawi-Stute (siehe auch Pedigree der Woche), was denn doch etwas unerwartet kam. Aufgezogen im Haras du Mezeray in war sie erst vor Kurzem in die Hand von Rauscher gekommen. Ihre Mutter Elusive Flash wurde zunächst von Paul Cole für Rashit Shaykhutdinov trainiert, sie gewann zweijährig ein Rennen in Warwick, war dreijährig Dritte in den Fred Darling Stakes (Gr. III). Ihre Karriere beendete mit einem hinteren Platz im damals noch existenten Neusser Sandbahn Grand Prix, zu diesem Zeitpunkt wurde sie von Mirek Rulec trainiert. Ihr Erstling, ein Kheleyf-Sohn, steht bei Jean-Claude Rouget im Training. Um sie entspann sich alsbald ein Duell zweier Parteien, am Ende hatte Champion Andreas Wöhler bei 320.000 € das bessere Ende. Unterbieter war Angus Gold, der für Shadwell aktiv war. Wöhler zeigte sich anschließend zugeknüpft, was den zukünftigen Besitzer anbetraf. "Es hat aber preislich eine Grenze gegeben", sagte er, "viel weiter wären wir nicht gegangen." Inwieweit es sich dabei um einen Rückkauf handelte, wie vielfach spekuliert wurde, kann nur vermutet werden.

Für 240.000 € ging dieser Montjeu-Sohn an J.-P. Deroubaix. Foto Karina StrübbeFür 240.000 € ging dieser Montjeu-Sohn an J.-P. Deroubaix. Foto Karina StrübbeAllgemein als Salestopper erwartet war ein spektakulärer Sohn des bedauerlicherweise eingegangenen Montjeu, den der erstmals auf dieser Auktion als Consignor angetretene Jamie Railton aus der Ittlinger Zucht anbot. Der Sohn der Gr. III-Zweiten Lysuna (Monsun), die bereits vier Sieger auf der Bahn hat, war ein Foalsharing zwischen Ittlingen und Coolmore, weswegen klar war, dass sich beide Parteien stark engagieren würden. Am Ende bekam Jean-Pierre Deroubaix bei 240.000 € den Zuschlag, wobei er telefonische Instruktionen von Ittlingen-Chef Manfred Ostermann entgegennahm. Bis 220.000 € war Coolmore noch im Rennen gewesen. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so hoch gehen mussten", atmete Ostermann nach der Auktion erst einmal durch. Interessanterweise ist der junge Hengst noch im Katalog der October Yearling Sale von Tattersalls in Newmarket. "Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass er dort in den Ring kommt", meinte Ostermann später.

"Franziska Schaertlin-Coffey ersteigerte diese Fährhofer Stute für Darley. Foto Karina StrübbeFranziska Schaertlin-Coffey ersteigerte diese Fährhofer Stute für Darley. Foto Karina StrübbeIm Vorfeld der Auktion war gerüchteweise zu hören, dass Darley diesmal nicht auf der Käuferseite erscheinen würde. Chefscout Bill O'Gorman war am Donnerstag allerdings auf dem Gelände gewesen, schließlich schritt man aber doch zur Tat, auch wenn John Ferguson, züchterischer Berater von Scheich Mohammed, nicht angereist war. Franziska Schaertlin-Coffey erledigte schließlich den Job, sie nahm telefonische Instruktionen entgegen und bei einer Dansili-Tochter fiel dann auch bei 210.000 € zu ihren Gunsten der Hammer. Das korrekte Modell, ausgestattet mit einer enormen Hinterhand, ist eine Tochter der Singspiel-Stute La Salina aus der Familie von Lomitas. Auf das Ticket von John Ferguson wurde zudem ein interessanter Authorized-Sohn aus dem Gestüt Wittekindshof zugeschlagen, der Sohn der Rosenreihe kostete 55.000 €.

Kaiserwürde wechselte für 180.000 € den Besitzer. Sie wird künftig von André Fabre trainiert. Foto: Karina StrübbeKaiserwürde wechselte für 180.000 € den Besitzer. Sie wird künftig von André Fabre trainiert. Foto: Karina Strübbe

Zweimal gab es Zuschläge in Höhe von 180.000 €. Das war zunächst bei einem weiteren Fährhofer Angebot der Fall, einem beeindruckenden New Approach-Sohn aus der Praia. Ex-Trainer und Wieder-Agent Manfred Hofer hatte bei diesem Angebot den längsten Atem. "Klaus Allofs", so seine Aussage, ist der neue Eigner des Pferdes, ob alleine oder in einer Besitzergemeinschaft. So wird auch entweder Andreas Wöhler oder Peter Schiergen der Trainer des Hengstes sein. Ebenfalls 180.000 € kostete die von Dubawi stammende rechte Schwester zur unlängst in den USA so stark gelaufenen Kapitale. Peter Doyle und Derek Brugman, Rennstallmanager des Südafrikaners Markus Jooste (siehe auch weitere Auktionsnews), bekamen den Zuschlag für die Halbschwester des Derbysiegers Kamsin. "Eine korrekte Stute mit erstklassigen Papieren", sagte Brugman zu seinem Kauf, "sie soll zu Andre Fabre ins Training gehen und später von einem europäischen Hengst gedeckt werden, anschließend könnte sie nach Südafrika ins Gestüt wechseln."

Mark Richards, Executive Manager des Hong Kong Jockey Club, machte seinen ersten Besuch in Baden-Baden und wurde bei einem prächtigen Soldier Hollow-Sohn aus Röttgens bester Familie fündig. Mit Crispin de Moubray an seiner Seite ersteigerte er für 140.000 € Diskus und hatte es dabei mit vielfältiger Opposition, u.a. Andrew Balding zu tun. "Unser CEO Winfried Engelbrecht-Bresges hat uns diese Auktion logischerweise immer wieder ans Herz gelegt", erklärte Richards, "da wir natürlich etwas schnellere Linien bevorzugen, war es nicht ganz einfach, das richtige Pferd zu finden. Aber bei diesem Hengst passte alles. Er geht jetzt zu Nick Littmoden nach Newmarket und kommt nächstes Jahr auf unsere Auktion in Hong Kong."

Rashit Shaykhutdinov  ist der neue Besitzer einer von Ronald Rauscher angebotenen Dalakhani-Stute aus der Zucht von Dr. Christoph Berglar. Der Erstling der Gr. III-Siegerin Peace Royale präsentierte sich als schönes Stutenmodell mit besten Bewegungen. Den Zuschlag bekam Trainer Mirek Rulec, "sie wird aber zu Andreas Wöhler in Training kommen", berichtete er. Ihre Gefühle nicht verbergen konnte Alexandra Bresges-Jung vom Gestüt Zoppenbroich nach dem Verkauf einer Soldier of Fortune-Stute aus der Autriche. Bei 125.000 € fiel der Hammer, den Zuschlag bekam Trainer Wido Neuroth mit dem Agenten Peter Doyle an seiner Seite. Die elegante Stute, eine Schwester zum exzellenten Steher Askar Tau (Montjeu) aus dem ersten Jahrgang des Vaters, hatte Zoppenbroich über Philipp von Stauffenberg vorstellen lassen, der offensichtlich eine hervorragende Arbeit geleistet hat. Für Zoppenbroich, das keine einfachen Zeiten durchlebt, war es einer der besten Verkäufe der letzten Jahre.

La Tempete, eine Monsun-Tochter gehört in Zukunft Franz von Auersperg. Foto: Karina StrübbeLa Tempete, eine Monsun-Tochter gehört in Zukunft Franz von Auersperg. Foto: Karina Strübbe

Zwei Monsun-Stuten hatte das Gestüt Schlenderhan im Ring, doch so recht traute sich niemand an sie heran. Die großrahmige La Tempete wurde schließlich für 100.000 € an Franz von Auersperg verkauft, der sich für seinen Stall Antanando auch noch einen weiteren Monsun-Nachkommen sicherte. 90.000 € kostete ein über Stauffenberg Bloodstock angebotener Hengst aus dem Haras de Saint Pair von Andreas Putsch. Auch zwei Monsun-Hengste aus dem Gestüt Brümmerhof wurden nicht zugeschlagen, auch wenn Kölns Rennvereinspräsident Eckhard Sauren lange an einem Bruder der noch zwei Tage später im Winterkönigin-Trial Drittplatzierten Shamanda interessiert. Schließlich wurde er für 145.000 € zurück gekauft, wobei anzumerken ist, dass die Decktaxe von Monsun 2010 bei 100.000 € lag.

 Margot Herbert schließt Bekanntschaft mit ihrem Neuerwerb, einem Hengst von Shamardal - Nobilissima. Foto Karina StrübbeMargot Herbert schließt Bekanntschaft mit ihrem Neuerwerb, einem Hengst von Shamardal - Nobilissima. Foto Karina Strübbe

BBAG-Jährlingsauktion - Salestopper

PferdAnbieterKäuferPreis
St., v. Dubawi-Elusive FlashRonald RauscherAndreas Wöhler320.000 €
H., v. Montjeu-LysunaJamie RailtonFBA-Jean-Pierre Deroubaix240.000 €
St., v. Dansili-La SalinaStiftung Gestüt FährhofJohn Ferguson BS210.000 €
H., v. New Approach-PraiaStiftung Gestüt FährhofManfred Hofer180.000 €
St., v. Dubawi-KaiserwürdeGestüt KarlshofDerek Brugman/Peter Doyle180.000 €
H.,v. Soldier Hollow-DesabinaGestüt RöttgenHong Kong Jockey Club140.000 €
St., v. Dalakhani-Peace RoyaleRonald RauscherMirek Rulec130.000 €
St., v. Soldier of Fortune-AutricheStauffenberg BloodstockPeter & Ross Doyle BS125.000 €
H., v. Le Havre-SerpinaStiftung Gestüt FährhofDerek Brugman/Peter Doyle110.000 €
H., v. Teofilo-SarabiaStiftung Gestüt FährhofDerek Brugman/Peter Doyle100.000 €
St., v. Monsun-La MoulineGestüt SchlenderhanFranz von Auersperg100.000 €


BBAG-Jährlingsauktion

 20122011
Angeboten247235
Verkauft169166
Umsatz5.652.500 €5.491.500 €
Schnitt33.446,75 €33.081,33 €


Rund um den Auktionsring

Dieser Hengst von Le Havre ging an Markus Jooste und soll von Andreas Wöhler trainiert werden. Foto: Karina StrübbeDieser Hengst von Le Havre ging an Markus Jooste und soll von Andreas Wöhler trainiert werden. Foto: Karina Strübbe

  • Markus Jooste, einer der größten Rennstallbesitzer in Südafrika, wird demnächst auch in Deutschland seine Farben am Start haben. Über seinen Rennstall-Manager Derek Brugman ließ er von dem Agenten Peter Doyle drei Jährlinge im sechsstelligen Bereich ersteigen. Jooste ist der größte Möbelhändler in Südafrika, besitzt dort rund 150 Rennpferde. "Er ist der CEO der Firma Steinhoff, ein großes Möbelunternehmen, das liegt in Westerstede in der Nähe von Oldenburg", erläuterte Dr. Andreas Jacobs, "somit verbringt er viel Zeit in Deutschland und meinte, dass es eine gute Idee sei, hier auch Rennpferde zu haben. Er hat sich für Andreas Wöhler als Trainer entschieden." Dorthin werden die beiden erworbenen Hengste gehen, die von Teofilo bzw. Le Havre stammen. Beide wurden im Fährhof-Kontingent angeboten. Immerhin 390.000 € legte Brugman an, womit er der finanzstärkste Käufer der Auktion war. Steinhoff gehört zu den größten Unternehmen der Branche, hat in mehreren Ländern rund 3.800 Mitarbeiter. Dr. Andreas Jacobs und Markus Jooste gehören zu einem Konsortium, das vor einiger Zeit in Südafrika eine neue Auktionsgesellschaft gegründet  und erste erfolgreiche "Stadtauktionen" in einem Kongreßzentrum in Kapstadt durchgeführt hat.  
  • Zum ersten Mal war der englische Spitzentrainer Mark Johnston in Iffezheim. Begleitet von einem Kamerateam, das eine umfängliche Dokumentation über ihn erstellt. Ganz mit leeren Händen flog er nicht heim, für 26.000 € ersteigerte er einen King's Best-Sohn aus dem Angebot des Haras du Petit Tellier.
  • In Deauville hatte Sylvain Vidal, Einkäufer für den französischen Großbesitzer Gerard Augustin-Normand gerade einmal einen einzigen Jährling ersteigert. Diese Quote wurde in Iffezheim verdoppelt. Neben einem Hengst des eigenen Hengstes Le Havre (Noverre) für 15.000 € erwarben Vidal und sein Kollege Mathieu Alex eine vom Gestüt Ebbesloh angebotene Stute aus der Winterthur, gutes Geld für eine Tochter des unlängst eingegangenen Königstiger. "Vor zwei Jahren haben wir mit Saint Pellerin einen hervorragenden Königstiger-Sohn gekauft, der später nach Hong Kong abgegeben wurde", so die Herren aus der Normandie, "deshalb haben wir uns noch einmal für einen Nachkommen von ihm entschieden."
  • In den Farben des Stalles Salzburg war Poseidon Adventure (Sadler's Wells) zweimal Zweiter im Preis von Europa (Gr. I) und in vielen weiteren Gr.-Rennen platziert. Das war es nur logisch, dass sich Hans-Gerd Wernicke einen Hengst aus dem ersten Jahrgang des Hofgut Heymann-Vererbers sicherte. 12.000 € legte er für einen Sohn der Akilinda (Monsun) an.
  • Der Stall Ullmann "stützte" den in Schlenderhaner Besitz im Deutschen Derby (Gr. I) erfolgreichen Adlerflug (In The Wings) mit dem Erwerb einer Harzburger Stute. 18.000 € kostete die elegante Tochter aus der Listensiegerin Moyenne (Trans Island).  
  • Die in Newmarket ansässige Agentin Tina Rau war für zwei Trainer aktiv, die bisher noch nie in Deutschland als Käufer aufgetreten waren. Zu Andrew Balding, in Iffezheim ohnehin in guter Form, kommen ein für 26.000 € ersteigerte Rock of Gibraltar-Sohn aus dem Gestüt Am Schloßgarten und ein Shirocco-Sohn aus dem Gestüt Park Wiedingen, der 49.000 € kostete, beide gingen an australische Klienten. Die Farben von Jaber Abdullah werden zwei Pferde tragen, die im Auftrag des aufstrebenden Trainers Francis-Henri Graffard aus Chantilly ersteigert wurden. Es war ein vom Haras du Petit Tellier angebotener Linngari-Sohn für 17.000 € und eine Dashing Blade-Stute aus dem Gestüt Eulenberger Hof für 26.000 €.
  • Der Bruder des 2011er Salestoppers, ein Hengst von New Approach geht nach Tschechien. Foto Karina StrübbeDer Bruder des 2011er Salestoppers, ein Hengst von New Approach geht nach Tschechien. Foto Karina StrübbeDie tschechische Turf-Legende Josef Vana griff im Auftrag eines Besitzers bei einem New Approach-Sohn aus der Boccassini für seine Verhältnisse tief in die Tasche: 85.000 € kostet der Hengst aus der Zucht des Gestüts Westerberg, Bruder des einmal versprechend gelaufenen vorjährigen Salestoppers Broughton (Teofilo).
  • Erstmals als Consignor in Iffezheim aktiv war der Engländer Jamie Railton und das mit gutem Erfolg: Aus seinem Lot, das ausschließlich aus Jährlingen des Gestüts Ittlingen bestand, wurden sechs der sieben angebotenen Pferde verkauft. Neben dem 240.000-€-Montjeu-Sohn überzeugte vor allem ein Marju-Sohn aus der Listensiegerin Zaya (Diktat), den sich der in Iffezheim ansonsten noch nie aktive französische Trainer Fabrice Chappet für 92.000 € sicherte.

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