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Aufgalopp 517

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 517 vom Donnerstag, 10.05.2018

Pferderennen sind, wie ein jeder weiß, keine Wunschkonzerte. Und ein Pferd ist keine Maschine, die zuverlässig all das gibt, was von ihr erwartet wird. Das vergangene Wochenende war dafür exemplarisch. Dschingis Secret, „Galopper des Jahres“, immerhin Sechster im Prix de l’Arc de Triomphe 2017, wurde im Gerling-Preis Siebter. Nur war diesmal keiner hinter ihm. Auf extrem schneller Bahn war er ohne jede Chance, bei anderen Bedingungen könnte es anders aussehen. Doch am Ende kam ein Ergebnis heraus, was einen doch etwas ins Grübeln brachte, was die Klasse der deutschen Spitzenpferde anbetrifft.

In den USA gewann mit Justify der gehypte Favorit das Kentucky Derby. Irlands Hoffnung Mendelssohn ging jedoch komplett unter. Und dessen Trainer Aidan O’Brien deckte in bemerkenswerter Offenheit seine eigenen Fehler auf: Man habe völlig unterschätzt, wie aufgeladen die Atmosphäre bei diesem Rennen sei. 170.000 Menschen, ein Höllenlärm, Dauerregen, eine Nässe, die bis unter die Kleidung drang. Von Beginn an ein Rennen auf Biegen und Brechen, aus der Startbox heraus, volles Tempo, ohne Atem zu holen. Nicht wie in Europa, wo nach dem Abspringen erst einmal in aller Ruhe ein Platz gesucht wird, wo viel abwartender, auch taktischer geritten wird. „Aggressiv“ und „wild“ sei der amerikanische Rennsport, das Pferd, immerhin Breeders‘ Cup-Sieger des Vorjahres, sei mit der Situation überfordert gewesen. „Wir waren auf diese Intensität nicht vorbereitet“, sagte O’Brien.  „Und weil wir es nicht waren, war das Pferd es auch nicht. Und das Pferd und der Jockey haben dafür den Preis bezahlt.“

Der das sagt, ist einer der besten Trainer der Welt. Und er steht einem Quartier vor, dessen Professionalität eigentlich seinesgleichen sucht. Deshalb Hochachtung vor seinen selbstkritischen Worten.

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