Aufgalopp 462

Den Pressemitteilungen, die das Direktorium gelegentlich verschickt, kann eine gewisse Schlichtheit manchmal nicht abgesprochen werden. Diejenige, die am Montag nach der Entscheidung des Renngerichts in den elektronischen Briefkästen landete, fällt sicher unter diese Kategorie. „Die Pferde und der Sport stehen wieder im Mittelpunkt“ heißt es darin, „die grüne Saison hat begonnen.“ Und: „Die Entscheidung des Renn­gerichts  ist keine Niederlage für eine der Prozessparteien. Es ist ein Gewinn für den gesamten deutschen Galopprennsport.“ Es ist vom Renngericht als „letzter Tatsacheninstanz“ die Rede, diese habe „richtig entschieden.“ Also alles gut?

Mitnichten, denn das Verfahren wird den Rennsport und die Öffentlichkeit noch einige Zeit beschäftigen. Die Seite von Dschingis Secret wird – siehe Bericht in dieser Ausgabe – mit Sicherheit weitere Rechtsmittel einlegen, ob beim Oberen Renngericht oder vor einem ordentlichen Gericht. Und wenn sich eines Tages möglicherweise das Landgericht in Köln mit der Angelegenheit beschäftigt, dann muss es nicht zwingend positiv für den Sport ausgehen.

Erstaunlich ist in der Mitteilung des Verbandes auch, dass das Ergebnis der für den 26. April vorgesehenen Mitgliederversammlung bereits vorweggenommen wird. Dort soll die Rennordnung klarer gefasst werden, entsprechende Anträge liegen vor (das Wort „Peitsche“ soll zukünftig durch „Gerte“ ersetzt werden), wobei es auch um die Verschärfung der Strafen bei zu hartem Peitscheneinsatz geht.  „Die Mitglieder werden (…)dies noch einmal klarstellen und damit die Diskussion endgültig beenden und das jahrzehntelange begründete Vertrauen in die eigenen Regeln wieder herstel­len“, heißt es. Ein hehrer Wunsch. 

Eines wird aber schwierig sein: Demnächst noch Persönlichkeiten zu finden, die sich für das Ehrenamt eines Mitglieds des Oberen Renngerichts zur Verfügung stellen.