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Aufgalopp 458: Zur Entscheidung des Oberen Renngerichts in Sachen Derby

Da war die Galopperwelt noch in Ordnung: Susi Wöhler mit ihrem selbst gezogenen "Derbysieger" Isfahan in Hamburg. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 458 vom Donnerstag, 09.03.2017

Dem Thema haben sich mehrspaltig sogar renommierte Blätter angenommen, die ansonsten selbst nach Gruppe I-Rennen das Ergebnis nur im Statistik-Teil erwähnen: Der Derbysieger Isfahan soll disqualifiziert werden, weil sein Jockey die Peitsche zu oft eingesetzt hat. Das freut den Boulevard, das versteht jeder, das ist griffig. Abgesehen davon, dass die Regularien das vielleicht gar nicht so hergeben.

Der Spruch des Oberen Renngericht zum 147. Deutschen Derby hat das Direktorium zunächst erst einmal einige Tage im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos gemacht, was dazu geführt hat, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand, dass die Disqualifikation schon vollzogen sei. Dann kam, fünf Tage nach der Entscheidung der Richter, eine Erklärung des Verbandes, in der zu lesen war, dass vorerst nichts passiert. Nachgeschoben wurde dann die Mitteilung, dass zu häufiger Peitschengebrauch vorerst nicht in eine Disqualifikation mündet. Schließlich finden in den nächsten Tagen auch noch Rennen statt.

Bei dieser Maßnahme wurde im Übrigen die Ziffer 696 der Rennordnung herangezogen. Eine Art Notstandsparagraph, mit der das Direktorium das komplette Regelwerk aushebeln kann. Anzuwenden „in einem Ausnahmefall“, wie es wörtlich heißt. Dass es überhaupt dazu kommen musste, zeigt schon die verzwickte Situation, ein Freifahrtsschein für die Zukunft darf es aber nicht sein.

Die Entscheidung des Oberen Renngerichts – auf die Begründung darf man gespannt sein - wirft unzählige Fragen auf, sie könnte weitere Verfahren in Gang setzen, sie ändert im Grunde im Nachhinein die Rennordnung. Und sie ist in der täglichen Praxis nahezu unmöglich umzusetzen, das hat schon vergangenes Jahr eine Anhörung im Direktorium ergeben. Dies einer sensibilisierten Öffentlichkeit klar zu machen, dürfte zu einem Balanceakt werden. Gefragt sind Mediatoren und Kommunikationsprofis – gibt es die im Direktorium?    

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