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Aufgalopp 455

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 455 vom Donnerstag, 16.02.2017

Von den 48 Deckhengsten, die in Großbritannien/Irland im vergangenen Jahr 120 Stuten und mehr gedeckt haben, waren es gerade einmal zehn, die oberhalb von 1600 Metern gewonnen haben. Nur sieben waren über 2400 Meter erfolgreich – natürlich sind hier nur die Hengste berücksichtigt, die in der Zucht von Flachrennpferden im Einsatz sind. Populär ist, was schnellen Erfolg verspricht. Und das sind nun meist frühreife, schnelle Pferde. Nicht mehr der Derbysieger ist gefragt, eher der zweijährig schon während Royal Ascot erfolgreiche Hengst. Die Zahl der Hengste, die, ohne etwa verletzt zu sein, schon dreijährig ins Gestüt geht, steigt rapide an. Was letztlich auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten gemacht wird, doch ob das gesund ist, ist eine andere Frage. Der Markt jedoch, er verlangt es, Nachkommen von Kodiac oder Dark Angel werden nachgefragt. Vier „Kodiacs“ wurden allein 2017 in England/Irland neu aufgestellt.

Ein Blick auf die deutsche Szene bietet ein gänzlich anders Bild. Beim Züchtertreff in Röttgen, sicher eine Art Querschnitt der Branche, ist nicht ein einziger Flieger dabei. Das ist auch Tai Chi kaum, auch wenn er nur auf Distanzen bis zu 1600 Metern erfolgreich war. Als echte Kurzstreckenspezialisten unter den hiesigen Spitzenvererbern sind nur zwei anzusehen: Areion und Tertullian, beides ehemalige Champions, beide aber schon in gesetztem Alter, Big Shuffle, enorm einflussreich, war ein prominenter Vorgänger. In Deutschland wird auf Stehvermögen gezogen, die Hengste sind in der Regel lange und hart geprüft, seit Jahrhunderten ist das schon so, das ist auch die Stärke der hiesigen Zucht.

Trotzdem beschleicht einen der Gedanke, dass etwas mehr Grundschnelligkeit der Zucht ganz gut tun würde. Das Problem ist nur, dass ein guter Flieger schon aus kommerziellen Gründen nur schwer den Weg nach Deutschland finden wird.  

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