Aufgalopp 273: Der Unfall in Hamburg und seine medialen Folgen

Wenn das ehrwürdige Hamburger Abendblatt, deren Macher ganz gewiss nicht als Rabauken bekannt sind, sich am Montag nach dem Derby in seinem Aufmacher mit dem Galopprennsport beschäftigt, ist das im Grunde keine schlechte Sache. Diesmal aber schon, denn der Artikel, der Politik, Wirtschaft und Wimbledon auf Seite 1 in den Hintergrund drängte, handelte von dem fatalen Crash am Samstag im Hürdenrennen in Horn. Der Hamburger Morgenpost war das dortige Horrorszenario sogar an zwei Tagen in Folge die Titelseite wert. Und noch am Mittwoch beschäftigte sich damit die überregionale Presse, durchweg Kollegen, die den Unfall nur vom Hörensagen kannten oder ihn via TV gesehen hatten. Schuldzuweisungen sind da schnell ausgesprochen.

Da verlässliche Bilder fehlen, werden das Wenden der reiterlosen Pferde und die Folgen kaum exakt aufklärbar sein. Mehrere Faktoren, wie etwa ein Frühwarnsystem oder die durch hohe Hecken verursachte schlechte Sicht gehören aber auf den Prüfstand. Auf allen Bahnen, nicht nur in Hamburg, wo es vermutlich nie wieder Hürdenrennen geben wird. Denn selbst in Flachrennen ist ein solches Szenario denkbar, in den USA hat sich so etwas in der Vergangenheit schon ereignet.

Was wundert, ist die Sprachlosigkeit des Galopper-Dachverbandes. Angesichts der massiven und teilweise mit falschen Zahlen unterfütterten Angriffe der Tierschützer wäre eine sachliche Stellungnahme angemessen gewesen. Organisationen sprechen in Presseerklärungen von "735 toten Pferden im Galopp- und Trabrennsport in den Jahren 2011 bis 2013". Dies wird kommentarlos hingenommen, es wird nicht konkret auf Sicherheitsbestimmungen hingewiesen werden, auf die im Vergleich zu anderen Ländern sehr geringe Ausfallrate. Da darf man sich nicht beklagen, dass das Echo in der Öffentlichkeit einen negativen Touch hat.