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Aufgalopp 218 von Backstuben, Croissants & Derby-Siegen

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 218 vom Donnerstag, 07.06.2012

Pascal Veyre hat am vergangenen Sonntag das gemacht, was er jeden Tag tut: Er ist um zwei Uhr in der Nacht aufgestanden und ist in die Backstube gegangen. Er lebt in Bellegarde-en-Forez, das ist ein Ort in Frankreich, im Loire-Gebiet, es hat laut der letzten Zählung genau 1809 Einwohner und die wollen, Sonntag oder Werktag, halt des morgens vom Bäcker ihres Vertrauens ihre Baguettes und Croissants. Um sieben Uhr morgens hat Monsieur Veyre allerdings die Bäckerkluft gegen einen Anzug getauscht, er hat das Haus verlassen und ist rund 550 Kilometer am Steuer seines Kraftwagens nach Chantilly gefahren.

Zehn Stunden später stand Pascal Veyre zusammen mit Trainer Jean-Pierre Gauvin auf dem Siegerpodest. Ihnen gehört der französischen Derbysieger Saonois, ihnen werden in den nächsten Tagen 1.397.073 Euro gutgeschrieben. Veyre hatte sein Pferd in diesem Jahr zum ersten Mal in einem Rennen gesehen, als der Hengst im Februar in Cagnes ein Listenrennen gewann, danach in Paris auf Gruppe-Ebene, da musste er arbeiten, "ich hatte keine Vertretung gefunden", sagte er. Montag und Dienstag, da blieb dann folgerichtig die Backstube kalt, die Bewohner von Bellegarde-en-Forez mussten sich ihr Brot anderswo beschaffen.

Was Veyre einst für die Hälfte von Saonois bezahlt hat, das kann nur vermutet werden, doch bei einem Blick auf Exterieur und Pedigree des Hengstes hat man sicher eine Ahnung: Sehr wenig. So zeigt diese Geschichte einmal mehr sehr deutlich auf, dass in diesem Sport eigentlich kaum etwas planbar ist. Beunruhigend? Vielleicht, aber letztlich auch tröstlich. 

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