Der Jahrgang 1990 gilt in der deutschen Vollblutzucht gemeinhin als einer der besten der Nachkriegszeit: Monsun, Kornado, Sternkönig, Komtur, Alter Adel, alles spätere Deckhengste, 26 Grupperennen gewannen etwa die Starter des Deutschen Derbys im Anschluss an das „Blaue Band“, elf davon waren Gruppe I-Rennen. Der Sieger des Derbys war Lando, ein absoluter Star, später zweifacher Sieger im Großen Preis von Baden (Gr. I) und im Japan Cup (Gr. I). Lando, eines der gewinnreichsten Pferde aller Zeiten im deutschen Turf, wurde zumindest finanziell aber noch von seinem Sohn Paolini übertroffen. Neben ihm sind derzeit die Lando-Söhne Epalo, Intendant, Prince Flori und Touch of Land als Deckhengst aufgestellt, sein jüngster Gruppe I-Sieger ist Scalo, der den Preis von Europa gewonnen hat.

Paolinis Mutter Prairie Darling wurde 1984 geboren. Sie stammt von Stanford (Red God), einem 1976 geborenen Hengst, der zweijährig die Gimcrack Stakes (Gr. II) gewann, als Deckhengst zumindest eine Handvoll Gruppe-Sieger brachte, Ende der Achtziger Jahre nach Deutschland kam und im Gestüt Rietberg aufgestellt wurde. Seine Chancen waren limitiert, allerdings war er nicht nur durch Prairie Darling ein guter Mutterstutenvererber, auch durch Rhabea, Mutter des später in die USA exportierten Mehl-Mülhens-Rennen (Gr. II)-Zweiten Royal Price (Oxalagu).

Prairie Darling stammt noch aus der irischen Zeit von Stanford, denn auf der Insel unterhielt der Baden-Badener Züchter Walter Vischer stets eine kleine Dependance. Die Stute lief allerdings in Deutschland, in den Farbe des Stalles Steigenberger, gewann dreijährig in Dortmund über 1800 Meter, war Zweite im Festa-Rennen (LR) in Baden-Baden und Sechste im von Majorität gewonnenen Preis der Diana (damals Gr. II).

In der Zucht brachte sie zehn Fohlen, startete dabei mit Platini (Surumu) gleich hervorragend. Dieser gewann neun Rennen, war Champion-Dreijähriger und „Galopper des Jahres“ 1992 und Champion bei den älteren Pferden 1993. Er gewann u.a. den Deutschland-Preis (Gr. I) und den Gran Premio di Milano (Gr. I), das Mehl-Mülhens-Rennen (Gr. II) sowie das damals mit 700.000 Mark dotierte BMW EuropaChampionat (Gr. II) in Hoppegarten. Im Deutschen Derby scheiterte er als Vierter bei aufgeweichter Bahn nur an einem Spurenfehler seines Reiters. Platini wurde auch ein ausgezeichneter Deckhengst, ist zudem mütterlicher Großvater des japanischen Derbysiegers Eishin Flash. Nach Platini brachte Prairie Darling die Siegerinnen Purple Haze (Nebos) und Purple Rain (Acatenango), Dritte im Deutschen Stutenpreis (Gr. III), den nicht gelaufenen Pure Genius (Nebos) und die nach Japan exportierte Carlossa (Caerleon), die dort Mutter eines Gr. III-Siegers ist.

Prairie Darling wechselte dann in den Besitz von Carde Ostermann-Richter, startete für diese gleich mit Paolini. Es folgten die ebenfalls von Lando stammenden Stuten Pepsi, Siegerin, Vierte auf Listenebene, und Perle, die beide in der Zucht sind. Der danach zur Welt gebrachte Prinz (Lando) ist Sieger und war viermal in Listenrennen platziert, Panyu (Monsun), das letzte Fohlen der Prairie Darling, war u.a. Dritter im Oppenheim Union-Rennen (Gr. II).

Die nächste Mutter Prairie Belle (Northfields) war Siegerin in Irland, ist über ihre Tochter Prairie Art (Northfields) zweite Mutter von Pinot (Nebos), einem achtfachen Sieger, der u.a. das Deutsche St. Leger (Gr. II) und den Prix de Barbeville (Gr. III) gewann, sowie von Prairie Lilli (Acatenango), einer Listensiegerin.

Die Familie geht auf die 1958 von Margit Gräfin Batthyany aus England eingeführte Prairie Song (Pinza) zurück, eine Stute aus der Zucht von Queen Elizabeth II. In Deutschland brachte sie nur zwei Stuten, eine davon, die dreijährig in Frankfurt erfolgreiche Prairie Rose (Oise) lief bereits in den Farben von Walter Vischer und ist somit die eigentliche Gründerstute der über Jahrzehnte so erfolgreichen „Prärie-Familie“.   

Daniel Delius (Stand 15.12.2010)

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